Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922–1941
Quellen-Datenbank
Einführung
Введение
Textauswahl und –aufnahme
Weiterführende Literatur
Dokumente
Home
/
Dokumente
/
Ansicht
Seite
von 100
Dokument Nr. 37
4. Die große Hungersnot 1932/33
Archiv des Deutschen Caritasverbandes e. V. (ADCV),
R 681,
Fasz. 01
Datum: 11. November 1932
Verfasser:
Caritas Hauptvertretung
Empfänger:
Zentrale des Deutschen Caritasverbandes
Inhalt:
Die Caritas plant 1932 einen Aufruf an die deutsche Öffentlichkeit zu einer Hilfsaktion zugunsten der in der Sowjetunion hungernden Deutschen, unterstützt von der Unio Catholica (München) und von Kardinal Bertram. In den USA läuft eine Sammlung für die Ausreise von Russlanddeutschen, die sich in Harbin (Mandschurei/China) zur Ausreise nach Südamerika sammeln.
Deutscher Caritasverband
Hauptvertretung
Berlin, den 11. November 1932
An die Zentrale des Deutschen Caritasverbandes F r e i b u r g i. Br.
Schon in der vorigen Woche berichtete ich über die geplante Hilfsaktion zu Gunsten der hungernden Deutschstämmigen in Russland. Inzwischen ist nun die Niederschrift über die Sitzung vom 2. November ds. Js. [diesen Jahres] in den Räumen des Deutschen Roten Kreuzes bei uns eingegangen. Ich lege ein Exemplar dieser Niederschrift in der Anlage zur gefl.[issentlichen] Kenntnisnahme bei. Gleichfalls lege ich auch bei den Entwurf zu einem Aufruf. In der vorliegenden Fassung kann er unbedenklich veröffentlicht werden. Es kommt nun darauf an, dass wir katholischerseits in geeigneter Weise für eine Veröffentlichung Sorge tragen. Ich bitte, dass Sie dort in Freiburg überlegen, wie es am besten geschehen kann. Wie ich bereits das letzte Mal schrieb, müsste auch vor allem dafür Sorge getragen werden, dass der Aufruf unter den Auslanddeutschen bekannt wird. Als Unterschrift würde der Aufruf, nach den Verhandlungen hier, den Namen der Hauptvertretung des Deutschen Caritasverbandes Berlin mit Angabe des Postscheckkontos tragen. Es liesse sich allerdings in Erwägung ziehen, ob die Zentrale des Caritasverbandes in Freiburg vielleicht ihren Namen unter den Aufruf setzt. Allerdings müsste die zentrale Stelle, welche mit der in der Niederschrift bekannten Gesellschaft für Paketversand nach der UdSSR verhandelt, die Berliner Hauptvertretung bleiben, sonst gibt es ein Durcheinander. Ich denke, dass bei der Veröffentlichung des Aufrufes vor allem auch die Sonntagsblätter benutzt werden. Von hier aus könnte ich mit mehreren Stellen im Auslande in Verbindung treten. Damit aber keine doppelte Fühlungnahme vorkommt, bitte ich, dass mir von der Zentrale mitgeteilt wird, an welche Stellen die Zentrale sich wenden wird.
Heute habe ich mich in der vorgenannten Angelegenheit mit München in Verbindung gesetzt. Es ist dort die Geschäftsstelle der Unio Catholica; Leiter der Geschäftsstelle ist, wie auch in Freiburg bekannt sein dürfte, der Caritasdirektor Dr. Müller. Ich habe ihn schon gebeten, mit Sr. Eminenz Kardinal-Erzbischof Dr. Faulhaber Fühlung aufzunehmen. Vor allem liegt mir auch daran, dass der Kardinal bezw. die Unio Catholica einen Beitrag gibt für die Erhaltung der Kathedrale in Saratow. Erst wenn ich von München Rückantwort habe, werde ich mit Sr. Eminenz Kardinal-Erzbischof von Breslau wieder in Verbindung treten. Die Antwort, die ich von ihm auf ein Schreiben, das ich neulich an ihn richtete, erhielt, habe ich bereits nach Freiburg mitgeteilt. Kardinal-Erzbischof Bertram ist also schon im Bilde und er billigt auch, dass die Aktion für die Hungernden in Russland katholischerseits unternommen wird.
Heute hatte ich sodann Besuch einem Herrn Wiebe aus Harbin. Er berichtete mir über die Notlage der in Harbin noch befindlichen deutsch-russischen Flüchtlinge. Hoffentlich wird aus Amerika bald Bericht über die Erfolge der dort eingeleiteten Sammlung für die deutsch-russischen Flüchtlinge in Harbin hier eintreffen. Die Sache drängt sehr. Die Leute warten mit Sehnsucht darauf, dass sie nach Süd-Amerika überführt werden können.
Indem ich einer baldigen Rückäusserung mit Dank entgegensehe, verbleibe ich
Mit freundlichen Caritasgrüssen
gez.: Wienken
Direktor.
Empfohlene Zitierweise:
Dokument Nr. 37, in:
Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922-1941. Quellen-Datenbank.
Hrsg. von Katrin Boeckh und Emília Hrabovec. URL:
http://www.konnetz.ios-regensburg.de/dokumenteview.php?ID=37
, abgerufen am: 03.10.2024.
Seite
von 100
Druckerfreundliche Anzeige:
PDF:
©2015 Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS). All rights reserved.
Impressum
|
Datenschutzerklärung
Ok, verstanden
Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können.
Mehr Infos