Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922–1941
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Dokument Nr. 15
1. Die russlanddeutschen Geistlichen in der internationalen Diplomatie
Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 62247
Datum: 29. Mai 1931
Verfasser:
Brüning, Reichskanzler
Empfänger:
Held, Bayerischer Ministerpräsident
Inhalt:
Reichskanzler Brüning antwortet dem bayerischen Ministerpräsidenten Held auf sein Schreiben vom 15. Mai 1931, dass eine Hilfe für die deutschstämmigen katholischen Geistlichen nur inoffiziell erfolgen könne, da diese sowjetische Staatsbürger seien. Außerdem erkundigt sich Brüning nach Fällen, in denen andere Länder erfolgreich helfen konnten, um dies gegenüber dem sowjetischen Außenkommissariat vorbringen zu können.
Abschrift
Berlin, den 29. Mai 1931
Der Staatssekretär in der Reichskanzlei
An den bayerischen Ministerpräsidenten Herrn Dr. H e l d ,
München
Hochverehrter Herr Ministerpräsident!
Mit ergebenstem Dank bestätige ich den Eingang Ihres gefälligen Schreibens vom 15. Mai 1931 wegen des Schicksals der deutschstämmigen katholischen Geistlichen in Rußland. Ich habe mich auch in letzter Zeit bereits eingehend mit dieser Frage beschäftigt, da mir von verschiedenen Seiten Berichte über die unhaltbaren Zustände und die große Not zugegangen sind, die gerade in dieser Hinsicht in Rußland herrscht. Die Deutsche Botschaft in Moskau und die ihr unterstellten Konsulate sind seit jeher weitgehend bemüht, sich für die deutschstämmigen Geistlichen in Sowjetrußland einzusetzen. Allerdings können unsere auf Erleichterung des Schicksals der Betroffenen gerichteten Schritte nur einen inoffiziellen Charakter tragen, da die Geistlichen nahezu ausschließlich Staatsangehörige der Sowjetunion sind. Derselben Schwierigkeit begegnen auch die Vertretungen anderer Länder, welche sich für die Personen einsetzen. Wenn dem Caritasverband oder sonstige Stellen Fälle bekannt sind, in denen es den Vertretungen anderer Länder gelungen ist, wesentliches zu Gunsten der verfolgten Geistlichen zu erreichen, so würde ich für nähere Angaben hierüber dankbar sein, um hiervon gegenüber der Sowjetregierung entsprechenden Gebrauch machen zu können. Gerade jetzt wären derartige Aufgaben besonders zu begrüßen, da, wie ich streng vertraulich bemerken darf, der Herr Botschafter in Moskau mit dem Außenkommissariat in einen Meinungsaustausch über das Los der Geistlichen eingetreten ist. Der Herr Botschafter hat nachdrücklich darauf hingewiesen, welche unerfreulichen stimmungsmäßigen Rückwirkungen die Behandlung der Geistlichen durch die Sowjetregierung gleichmäßig in katholischen wie protestantischen Kreisen auslöste und wie sehr hierdurch die deutsch-russischen Beziehungen Gefahr laufen, in ungünstiger Weise belastet zu werden.
Einen gleichen Bescheid habe ich am 7. Mai Seiner Eminenz dem Herrn Kardinal B e r t r a m zugehen lassen, da auch er mich namens der Fuldaer Bischofskonferenzen um besondere Einwirkung gebeten hatte.
Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung bin ich Ihr sehr ergebener
Dr. Brüning
Empfohlene Zitierweise:
Dokument Nr. 15, in:
Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922-1941. Quellen-Datenbank.
Hrsg. von Katrin Boeckh und Emília Hrabovec. URL:
http://www.konnetz.ios-regensburg.de/dokumenteview.php?ID=15
, abgerufen am: 21.11.2024.
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