Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922–1941

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Dokument Nr. 61

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 17. Januar 1935
Verfasser: Minder
Inhalt: Zeitungsbericht vom Januar 1935 der Deutschen Zentralzeitung in Moskau über deutsche Hilfsmaßnahmen in der Sowjetunion, die als „Blutgeld“ von den Kollektivbauern entrüstet zurückgewiesen würden.
Deutsche Zentralzeitung, Moskau.
17.1.1935
Nr. 15
 
Protestwelle gegen die Provokationen.
Einmütig wird das Blutgeld zurückgewiesen.
 
Seit Jahr und Tag schicken deutsche Faschisten, die nur mit blutigsten Terror und abgefeimdester [abgefeimtester] Demagogie die hungernden Massen „beruhigen“ können, Gelder in die deutschen Sowjetdörfern. Sie schreien heuchlerisch über „Brüder in Not“, um damit das Murren der Hungernden im eigenen Land zu übertönen.
Aber das Echo, das ihnen auf ihre Geldsendungen entgegenschallt, ist anders als sie es erwartet haben. Es zeigt, dass die Kollektivisten die wahren Absichten der Faschisten erkennen, dass sie sich nicht kaufen lassen.
Immer und immer wieder schreiben Kollektivisten, Frauen und Männer, ja auch Schulkinder, dass sie das von den Faschisten erhaltene Geld mit Entrüstung zurückweisen, es der MOPR zur Unterstützung der Opfer des faschistischen Terrors überweisen.
In den Kollektivwirtschaften im Arbeitsbereich der MTS Landau (Rayon Karl Liebknecht, Odessaergebiet), wurde der MOPR ebenfalls Geld überwiesen. Die Kollektivisten fordern energisch die Einstellung dieser faschistischen Provokation.
Das Kollektiv „Ernst Thälmann“ im selben Rayon hat sich in einem Schreiben an die MOPR bereit erklärt, 15-20 Waisenkinder von Opfern des faschistischen Terrors aufzunehmen und zu erziehen.
Oft genug haben die Kulaken und Pfaffen die Unwissenheit mancher Kollektivisten ausgenützt und ihnen ihr Einverständnis abgenötigt, um einen „Hungerbrief“ nach Deutschland zu schreiben, und oft genug haben sie Adressen der Kollektivisten den faschistischen Organisationen mitgeteilt, um sie zu bestechen, sie von der Arbeit abzuhalten, die Arbeitsdisziplin des Kollektivs zu sprengen. Mit Entrüstung haben alle diese Kollektivisten das Geld zurückgewiesen, wenn sie über seine Herkunft und seinen Zweck unterrichtet wurden.
So schreibt die Kollektivistin Ida Schmidt aus dem Kollektiv „Kossarew“ (MTS Kurmansk) in der Krim:
In folge meiner Urkenntnis geriet ich unter den Einfluss eines dieser sowjetfeindlichen Agitatoren. Man schrieb in meinem Namen nach Deutschland und jetzt vor kurzem habe ich 8 Mark geschickt erhalten. Diese Hilfe brauche ich durchaus nicht, da ich genügend Brot habe, eine Kuh und was ich sonst alles zum Leben brauche. Wenn notwendig können wir auch unsere Genossen in den kapitalistischen Ländern unterstützen.
Vor wenigen Wochen konnte im Rayon Karl Liebknecht ein Subjekt entlarvt werden, das sich ausschliesslich mit der Organisierung der faschistischen Agitation befasste und Adressen von Kollektivsten nach Deutschland schickte, die ein begütertes Leben führen und für den Faschismus nur ehrlichen Hass übrig haben.
Die Kollektivisten vom Kollektiv „Krupskaja“ in Grünfeld im selben Rayon schreiben:
„Wir als ehemals landlose oder arme Bauern, die dank der siegreichen Oktoberrevolution Freiheit, Land und Maschinen erhielten, wollen mit dem blutbefleckten Faschismus nichts gemeinsam haben. Die faschistischen Blutgelder, die einige Genossen aus unserem Kollektiv erhalten haben, übergeben wir der MOPR zur Unterstützung der Opfer des Faschismus.
Wir verlangen die Einstellung dieser faschistischen Provokation und erklären mit aller Entschiedenheit: Wir brauchen diese faschistische „Hilfe“ nicht.
„Wir brauchen keine faschistische „Hilfe“! Wir protestieren gegen diese Provokation!“ Das kehrt in allen Briefen wieder, das ist die Antwort welche die Faschisten wahrscheinlich nicht erwartet haben.
Umsonst bemühen sie sich, die Front der deutschen Kollektivbauern, die im Bunde mit allen den anderen befreiten Nationen ihre nationale Kultur entfalten können, zu zersetzen. Das Bestechungsgeld kehrt wieder zurück. Allerdings nicht in die Kassen der Faschisten, sondern in die Kasse der illegalen roten Hilfe in Deutschland zur Linderung der den gefangenen Revolutionären und ihren Angehörigen zugefügten Wunden.
 
Minder.
 

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Dokument Nr. 62

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 17. Januar 1935
Inhalt: In der Deutschen Zentralzeitung vom Januar 1935 abgedruckter Brief eines Kolchos-Bauern: „Brüder in Not“ beabsichtige unter dem Deckmantel der Hilfe für notleidende Bevölkerung in Wirklichkeit antisowjetische Agitation, die sowjetischen Kolchos-Bauern erfreuten sich jedoch steigenden Wohlstandes. Die gespendeten Gelder aus Deutschland sollten an die MOPR, die sowjetische „Internationale Organisation zur Hilfe für die Kämpfer der Revolution“, überwiesen werden.
Moskau
Deutsche Zentralzeitung.
17. Januar 1935 Nr. 15
 
„D a s   F a s c h i s t e n g e l d   b e k o m m t   u n s e r e   M O P R“
 
Brief der Kollektivisten des Artels „Karl Liebknecht“, Rayon Wannowka.
 
Unter der demagogischen Losung „Brüder in Not“ werden in Deutschland Almosen für uns, die angeblich hungern, gesammelt. Die Faschisten versuchen ihre Agitation unter dem Mäntelchen der „Hilfe“ erfolgreich zu gestalten.
Wir Kollektivisten vom Kollektiv „Karl Liebknecht“ im Dorf Neunheim (Rayon Wannowka, Asow-Schwarzmeergau), wissen sehr gut, dass die faschistischen Machthaber diese „Brüder in Not“-Kampagne nicht organisiert haben, um uns zu helfen – was nicht notwendig ist – sondern zu dem Zweck, um Leute zum Kampf gegen das Kollektiv und gegen unsere Sowjetmacht zu gewinnen.
Wir lehnen dieses Geld ab, an dem das Blut der besten Kämpfer für die Arbeiter- und Bauernmacht in Deutschland klebt, und empfehlen den Faschisten, die Parole „Brüder in Not“ bei den deutschen Arbeitslosen in Anwendung zu bringen, die, solange das Kapital regiert, keine Hoffnung auf bessere Zeit haben. Uns Kollektivbauern aber steht eine prächtige Zukunft bevor. Von Jahr zu Jahr erstarkt unsere Wirtschaft und viele Neunheimer Kollektivisten sind schon in diesem Jahr wohlhabend geworden. Fast alle Kollektivisten haben eine Kuh, Schweine, Hühner. Im Jahre 1934 erhielten wir auf die Arbeitseinheit 6,2 kg Getreide, 1 kg. Kartoffeln, 700 gr. Zuckerrohr und ausserdem noch einige Fuhren Maisstengel für unser Vieh. Viele Kollektivisten haben von ihren Produkten noch verkaufen können.
Das uns gesandte Geld überweisen wir der MOPR zur Unterstützung der Angehörigen der Opfer des Faschismus.
Als Antwort auf die faschistische „Brüder in Not“-Provokation erklären wir, in diesem Jahre mit aller Energie für eine Rekordernte, für die weitere Entfaltung der Viehzucht, für die Bolschewisierung unseres Kollektivs und den Wohlstand aller Kollektivisten zu kämpfen. Der Unterstützung durch die Partei der Bolschewiki und unseres geliebten Stalin sind wir uns dabei sicher.
Die Faschisten mögen also wissen, dass wir nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Und wenn sie ihre Drohungen wahr machen, und unsere Sowjetheimat angreifen wollen, dann werden wir alle wie ein Mann zur Verteidigung bereitstehen.
 
Es folgen 68 Unterschriften in russischer Sprache.

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Dokument Nr. 63

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 4. Februar 1935 (mit Bezug auf Schreiben vom 15. Januar 1935, 5. Februar 1935 und 21. Mai 1935)
Verfasser: F. Müller
Empfänger: Kardinal Faulhaber
Inhalt: Der Direktor des katholischen Caritasverbandes der Erzdiözese München-Freising bittet Kardinal Faulhaber um Hilfe dabei, die Vollstreckung des Todesurteils, das ein sowjetisches Schaugericht über den Katholiken Röhrich verhängt hat, zu verhindern. Anbei Briefe von Röhrich und seiner Familie sowie Übersetzungen sowjetischer Zeitungsartikel.
Kath. Caritasverband der Erzdiözese München-Freising
München, den 4. Februar 1935
 
Hochwürdigster Herr Kardinal!
 
Euere Eminenz
 
erlaube ich mir um Ihre gütige Intervention entweder bei der Russischen Botschaft in Berlin oder direkt bei der Sowjetregierung in Moskau zugunsten eines zum Tode verurteilten Katholiken in der Deutschen Kolonie Strassburg in Südrussland zu bitten.
Wie ich aus Berlin nach einem Bericht des Deutschen Konsulates in Odessa erfuhr, wurde Herr Michael R ö h r i c h, dem am 4. Januar 1934 auf dem Torgsinwege 8.- in meinem Namen als Hilfe überwiesen und im März, April und Mai 1934 weitere Liebesgaben gesandt wurden, deshalb zum Tode verurteilt. Röhrich ist Vater von sieben Kindern. Seine Frau wurde zu 7½ Jahren Gefängnis verurteilt. Alles aus dem gleichen Grunde.
Nach Mitteilungen des Deutschen Caritasverbandes in Berlin ist eine Intervention der Deutschen Regierung zur Zeit mindestens erfolglos, dasselbe nimmt man von einem Dazwischentreten seitens des Heiligen Stuhles an. Dagegen glaubt man in Berlin, dass Eure Eminenz keinesfalls mit der derzeitigen Reichsregierung identifiziert werden, so wenig wie man Ihnen als dem Diözesanbischof des Priesters, in dessen Namen das Paket abgesandt wurde, das Recht absprechen kann, für Röhrich zu intervenieren, denn es war ja die Liebestat Ihres Diözesanpriesters, welche Röhrich in den Tod brachte. Vielleicht ist es doch möglich, den sieben Kindern ihren Vater zu erhalten, zumal ja auch gleichzeitig die Russische Regierung aus Devisengründen an der Fortsetzung der Liebesgaben interessiert ist. Das Gericht, vor welches Röhrich gestellt wurde, war ohnedies ein Schaugericht. Aus den zur Illustration beiliegenden Abschriften aus Zeitungsberichten geht der politische Charakter des Urteils klar hervor. Es wäre somit der russischen Regierung auch eine politisch begründete Begnadigung möglich.
Nach Bericht des Herrn Prälat Wienken aus Berlin ist das Auswärtige Amt an der Rettung des Herrn Röhrich durch eine ausserhalb der Regierung stehende Persönlichkeit interessiert.
 
Indem ich Eurer Eminenz diese Bitte unterbreite, erlaube ich mir zu verbleiben
Eurer Eminenz
in verehrungsvoller Hochachtung ergebener
 
F. Müller
Direktor
 
Beilagen:
  • Briefe des Herrn Röhrich
  • Bericht des Deutschen Konsulates Odessa (vertraulich)
  • Übersetzungen russischer Zeitungsmeldungen
 
[Beilagen: zwei abgetippte Bittbriefe]
 
Zwei Bittbriefe und eine Bestätigungskarte der Maria  R ö h r i c h  (Tochter des Michael Röhrich)
 
An die Katholische Mission in Perlin [Berlin].  
 
Grüss Gott.
 
Ich Maria von Michael Röhrich bin sehr Arm und Verlasen und Obtachlos weis nicht woh hin heute da und Morgen dort und keine hilfe auf keine Seite tete die Verwaltung biten um hilfe des besten dank zum voraus.
Meine Adresa.
 
Es folgt Name und Adresse in russischer Sprache.
 
 
 
Deutschland Berlin Nr. 24
 
Grüss Gott
 
Ich bin erst 15 Jahre alt mein grösstes vergnügen wär noch in der schule da aber die Zeit bei uns so schwer ist die Famile besteht aus 8 Menschen mein Vater war nicht im Stande für 8 Menschen die nedige Lebensmittel aufzubringen und von keiner seite ist keine understüzung da so musste ich nun die schule verlassen und auf die Arbeit gehen damit es dem Vater leichter wurde wir sehen aber das wir das Leben nicht durch bringen die Mutter leitet grosse Schmerzen an Reimatismuss und kann nicht Arbeiten so bin ich doch gezwungen meine bitte an die Verwaldung des genanden Hilfskommite zu rufen um mir eine kleine Hilfe zu zu schicken ich erwarde eine erfreuliche Nachricht den besten Dank zum Voraus zu richten nach folgender attressa.
Ukraine Postation Selz
Kolonie Strassburg
Maria von M. Rerich
(Selbst bin ich katolisch)
 
11/XI 33 Jahre
 
 
 
Bittbrief und Bestätigungskarte der Magdalena Iwanowna Röhrich (Frau des Michael Röhrich)
 
An die Katholische Mision in Perlin [Berlin]
Ih Margarena Pepux von Joha. bin eine Familien fon 10 Menschen bin sehr Arm und habe keine hilfe fon keiner seit so dete ich biten um eine gleiche Unterschtitzung
selbst Katolisch
 
Es folgt Name und Adresse in russischer Sprache
 
 
 
Bitt- und Dankbrief des Michel  R ö h r i c h .
 
An die Katholische Mision in Perlin [Berlin]
Ich Michael Röhrich von Matheas Geboren in Strassburg 43 Jahre Alt bin nicht Recht Gesund ich kan nicht Schwehr Arbeiten so das ich Meine Familien von 10 Menschen nicht Weis durch zu bringen So tete ich bitten um eine Kleine Unterstitzung den besten Dang zum Voraus
Meine Adresa
 
Es folgt Name und Adresse in russischer Sprache
 
 
 
An die Katholische Mission in Perlin [Berlin].
Grüs Gott.
Ich Michael Röhrich von Mathias habe erhalten 8 Mark bin sehr dank bar und tete weiter biten wen möglich.
Dorf Strasburg
Bost Selz
Michael isen Mathias Röhrich.

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Dokument Nr. 64

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 5. Februar 1935 (mit Bezug auf Schreiben vom 15. Januar 1935, 4. Februar 1935 und 21. Mai 1935)
Verfasser: Kardinal Faulhaber
Empfänger: Russische Botschaft in Berlin
Inhalt: Kardinal Faulhaber bittet in einem Telegramm an die Russische Botschaft in Berlin, sich für die Begnadigung des verurteilten Russlanddeutschen Michael Röhrich einzusetzen.
Deutsche Reichspost
Telegramm
 
Russische Botschaft, Berlin
 
Michael Röhrich Deutsche Kolonie Strassburg Südrussland zum Tod verurteilt, weil aus München Liebesgaben angenommen. Bitte Euere Exzellenz in meinem Namen Begnadigung intervenieren.
 
Kardinal Faulhaber.  
 
5. Februar, 1935
9.40 vorm. [Vormittag]

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Dokument Nr. 65

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 93r

Datum: 1. Oktober 1935
Verfasser: wohl Deutsches Konsulat in Odessa
Inhalt: Hilfspakete aus Großbritannien an katholische Geistliche in Odessa werden von der GPU zurückgehalten.
Abschrift
 
Odessa, den 1. Oktober 1935
 
An hiesige katholische Geistliche gehen Hilfssendungen aus England unter der Absenderadresse 576 Mansion House Chambers London C S 4 ein.
Diese Sendungen behält in letzter Zeit die G.P.U. ein, zumal fast alle Geistlichen verhaftet sind.
Soweit mir bekannt ist, ist der Deutsche Caritasverband in Berlin über diese Sendungen unterrichtet. Ich beehre mich, anheimzustellen, durch den genannten Verband zu veranlassen, dass diese Sendungen genau kontrolliert und gegebenenfalls eingestellt werden.
 
Unterschrift.
 

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Dokument Nr. 66

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Archiwum Akt Nowych (AAN) Warszawa [Archiv der Neuen Akten Warschau],
Zespół [Bestand]: Ministerstwo Spraw Zagranicznych (MSZ) [Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten],
Sygnatura [Signatur]: 2823,
Karta [Seiten]: 13-15

Datum: 21. März 1937
Verfasser: Polnische Botschaft in Moskau
Empfänger: Polnisches Außenministerium
Inhalt: Listen der in der UdSSR inhaftierten römisch-katholischen Priester auf den Inseln von Solovki, in anderen Konzentrationslagern und in Orten ohne Bewegungsfreiheit, für die das Polnische Rote Kreuz materielle Hilfe leistet. Mitteilung der Polnischen Botschaft in Moskau an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Warschau am 21. März 1937.
Ambasada R.P. w Moskwie
Wydział Konsularny
Moskwa, 21 marca [193]7
 
W sprawie księży katolickich w ZSRR.
 
 
Do Ministerstwa Spraw Zagranicznych, Wydział P. III, w Warszawie
 
Przy niniejszym przesyłam wykaz księży katolickich pozbawionych wolności przez władze sowieckie, którym udzielane są zapomogi pieniężne oraz przesyłane paczki żywnościowe i odzieżowe za pośrednictwem delegatki P.C.K. [= Polnisches Rotes Kreuz] w Moskwie.
Wykaz sporządzony został na podstawie materiałów otrzymanych od delegatki P.C.K. oraz osób zaufanych.
Wykaz ten będzie uzupełniany w miarę otrzymywania dalszych informacji.
Nadmieniam, iż w zwiaązku z likwidajcją z dn. 1.IV.r.b. Delegatury P.C.K. księża figurujący w wykazie otrzymali w m. marcu zapomogi wzmożone.
Sposób okazywania księżom opiekii pomocy w przyszłości nie został jeszcze ustalony.
Po rozpatrzeniu możliwoćci rezultaty zostaną podane do wiadomości ministerstwa.
 
      Tadeusz Błaszkiewicz
      Kierownik Wydziału Konsularnego
      Ambasady R.P. w Moskwie
 
M.S.Z.
Wydział P.I.
 do wiadomości
23 III 37
 
Wykaz
księży katolickich pozbawionych wolności przez władze sowieckie
 
 
I. Na wyspach Sołowieckich
 1.  ks.  Baranowski Piotr
 2.  ÷   Dziemian Józef
 3.  ÷    Dzikmieszkiewicz Antoni
 4.  ÷    Erk Ludwik
 5.  ÷    Krojan Stefan
 6.  ÷    Hanski Stanisław
 7.  ÷    Jarmołowicz Antoni
 8.  ÷    Jurkiewicz Bolesław
 9.  ÷    Kapusta Piotr
10.÷    Karpiński Józef
11.÷    Kobec Antoni
12.÷    Kowalski Józef
13.÷    Łukacz Jan
14.÷    Łukjanin Józef
15.÷    Madera Piotr
16.÷    Mioduszewski Józef
17.÷    Opolski Ignacy
18.÷    Puczkar-Chmielewski Adam
19.÷    Samosenko Andrzej
20.÷    Sawicki Aleksander
21.÷    Szaciłło Albin
22.÷    Szyszko-Bohusz Ryszard
23.÷    Szymański Wacław
24.÷    Turowski Maksymilian
25.÷    Wolf Michał
26.÷    Zawryd Jan
 
II. W obozach koncentracyjnych
 1.  ÷ Batmaniszwili Szio – Kuiema, Kirowska dr. żel.
 2.  ÷ Borodziula Józef – Norilsk
 3.  ÷ Cerpento Hieronim – był w więzieniu w Krasnojarsku – obecnie nie  wiadomo gdzie.
 4.  ÷ Edidzanjan Mesrab – miejsce pobytu nieustalone
 5.  ÷ Fluk Ferdynand – Buchta Nagajewo
 6.  ÷ Gorjas Adam – Miedwieżja Gora
 7.  ÷ Jachniewicz Stanisław – Buchta Nagajewo
 8.  ÷ Jodokas Michał – Pieczłag ? – ostatnie miejsce pobytu nieustalone
 9.  ÷ Jurkiewicz Grzegorz – st. Jaja
10.÷ Kaczor-Kaczorowski Mikołaj – Miedwieżja Gora
11.÷ Kasperowicz Feliks - Karaganda
12.÷ Klemczyński Zygmunt – Kotłas? – ostatnie miejsce pobytu nieustalone
13.÷ Kosiński Józef – Czibju
14.÷ Krzywicki Adolf – Czibju
15.÷ Kucharski Adolf – Miedwieżja Gora
16.÷ Łupinowicz Karol – miejsce pobytu nieustalone
17.÷ Pietkiewicz Józef – Kemʼ
18.÷ Piotrowski Leon – Mariinsk
19.÷ Roszkiewicz Bolesław – Kuziema
20.÷ Rudenko Andronik – Kemʼ
21.÷ Sobociński Mieczysław – był w Temir-Tau, obecnie miejsce pobytu nieustalone
22.÷ Szczepaniuk Mikołaj – Buchta Nagajewo
23.÷ Szenfeld Alojzy – Karaganda
24.÷ Szubert Paweł – Swirłag
25.÷ Wardize Emanuel – Karaganda
26.÷ Wierzbicki Józef – Miedwieżja Gora
27.÷ Wojno Stefan – st. Jaja
28.÷ Wołczek Paweł – Karaganda
29.÷ Wyleżyński Franciszek – Karaganda? Późniejsze miejsce pobytu nieustalone
30.÷ Zdaniewicz Jakób – Miedwieżja Gora
31.÷ Żołnierowicz Ignacy – Karaganda
32.÷ Gejt Piotr – Miedwieżja Gora
 
III. W ograniczonych miejscach pobytu
 1. ks.   Bieniecki Józef – Mariińsk
 2.  ÷ Borecki Stanisław – Archangielsk
 3.  ÷ Budziński Franciszek – Briansk
 4.  ÷ Ohomicz Paweł – po powrocie z Sołowek zamieszkał w Ufie u ks. Budrysa
 5.  ÷ Cybulewicz Stanisław – Ułła /BSRR/
 6.  ÷ Czyrski Franciszek – Karaczajew
 7.  ÷ Dunin-Wąsowicz Bronisław – Rostów n/Donem
 8.  ÷ Dworzecki Władysław – Kamieniec Podolski
 9.  ÷ Filipp Adolf – Witebsk /powrócił z Sołowek/
10.÷ Jankowski Roman – Uszomir, Kijewskaja obłastʼ
11.÷ Jędruszczak Marian – Żytomierz
12.÷ Kasprzkowski Stanisław – Karaczajew
13.÷ Kottak Franciszek – Gołowan, Odeska obłastʼ
14.÷ Kruszyński Józef – Tałgar
15.÷ Krummel Józef – Joszkar Oła
16.÷ Kuczyński Aleksander – Oreł
17.÷ Kurowski Antoni – Archangielsk
18.÷ Kwaśniewski Zygmunt – Kijów
19.÷ Lubieński Ignacy – Kursk
20.÷ Markuszewski Albin – Sieło Kiemskoje, Krasnojarskij Kraj
21.÷ Mierzwiński Władysław – Kujbyszew
22.÷ Rozenbach Jakób – Kursk
23.÷ Rejchert Cyriok – Karkalińsk
24.÷ Pritułło Aleksander – Łogajsk
25.÷ Przesiecki Witold – Human
26.÷ Puzinowski Marek – Żytomierz
27.÷ Sapariszwili Konstanty – Borżom
28.÷ Sabidziński Sebastian – Woroszyłowsk
29.÷ Słotwiński Adolf – Wolsk
30.÷ Słowiński Stanisław – Saratów
31.÷ Siwicki Kazimierz – Ałma-Ata
32.÷ Sowiński Józef – Taszkent
33.÷ Stronczyński Wiktor – Syktywkar /oblastʼ Komi/
34.÷ Strusiewicz Mikołaj -        ÷              ÷          ÷
35.÷ Szawdynis Mieczysław – uwolniony z Sołowek – obecnie w Briańsku
36.÷ Tarczyński Antoni – Orioł
37.÷ Wegedis Antoni – Rybnica Mołdawska
38.÷ Wersocki Jan – Ałma-Ata
39.÷ Woronicz Józef – Kiercz
40.÷ Ułanicki Józef – Żytomierz
41.÷ Zabuski Feliks – Archangielsk
42.÷ Żołnierowicz Władysław – Wieliż
43.÷ Żukowski Antoni –  Irkuck, aresztowany, ostatnio w Ordżonikidze, miejsce uwięzienia   nie znane
44.÷ Blechman Bolesław
45.÷  Czerwiński

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Dokument Nr. 67

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Evangelisches Zentralarchiv (EZA),
5/2732

Datum: nach 1941
Verfasser: Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
Inhalt: Bericht und Statistiken des Verbands für Evangelische Auswandererfürsorge über Paketsendungen, die zwischen 1933 und 1941 an Notleidende in der Sowjetunion geschickt wurden.
Wir konnten helfen und haben es nach Kräften getan. Über 36.000 Familien haben wir im Laufe der Jahre mit reichhaltigen Geld- und Paketsendungen unterstützen können, teils einmalig, teils zwei-, drei-, viermal und noch öfter, teils monatlich laufend. Diese Sendungen bildeten in den Jahren 1933 – 1934, in denen Millionen Menschen in Rußland verhungerten, für die von uns betreuten Deutschstämmigen oft die einzige Rettung vor dem Hungertode. Unsere Arbeit hat in den vergangenen Jahren viel[e] Wandlungen durchgemacht – angefangen von den Geld- und Torgsinsendungen in den ersten Jahren, (bis Anfang 1936 der Torgsin in Rußland aufgehoben wurde) übergehend zu den Typen- und Standardpaketen und den individuell zusammengestellten Auslands-Lebensmittelpaketen und schließlich den reichhaltigen Mischpaketen (Lebensmittel-, Wäsche-, Schuhe- und Kleidersendungen) der letzten Jahre.
[Randnotiz: Schwierigkeiten und Widerstände] In den Jahren 1933 – Juni 1934 konnten wir das Hilfswerk im großen Umfang durchführen. Im Juli 1934 traten die ersten Schwierigkeiten auf. Diese führten im August und September 1934 zu einer Sperre der Torgsin-Pakete seitens der Sowjets. Die Betreuung durch Geldsendungen konnte im Hinblick auf die innenpolitische Lage in der UdSSR von nun ab nur mit vermehrter Vorsicht unter Ausschaltung besonders gefährdeter Gegenden gehandhabt werden. Mit dem Kirow-Attentat im Dezember 1934 trat ein einschneidender Umschwung ein. Eine ungeheure Verfolgungswelle gegen alle Minderheiten setzte ein. Die Deutschstämmigen wurden davon besonders schwer betroffen. Es handelte sich dabei um eine zentral angeordnete „Säuberungsaktion bis auf den letzten Mann“:
  1. gegen Angehörige früher maßgebender Gesellschaftsschichten, einschließlich deren Kinder und Kindeskinder.
  2. gegen Personen, die mit dem Ausland und mit den ausländischen Vertretungen, insbesondere mit deutschen und polnischen, in irgendeiner Beziehung standen.
  3. gegen Anhänger der ehemaligen Opposition von Trotzki, Sinowjew, Kamenjew und unzuverlässige Parteimitglieder.
Eine Welle von neuen Verhaftungen, Verurteilungen, Verschickungen, Entziehung von Pässen und Aufenthaltserlaubnis setzte ein. Ganze Dörfer wurden ausgesiedelt. Unter den Volksdeutschen waren besonders schwer die Pfarrer, Lehrer und Küster mit ihren Familien betroffen, sowie alle Gemeindemitglieder, die sich noch zur Kirche bekannten.
Gezwungen durch diese Verhältnisse haben wir uns genötigt gesehen, in Übereinstimmung mit dem Reichsausschuß „Brüder in Not“ und dem Auswärtigen Amt das Hilfswerk Anfang 1935 offiziell einzustellen. Von da ab wurde es, wie ebenfalls schon erwähnt, zur besseren Tarnung unter dem Namen des Verbandes für Evangelische Auswandererfürsorge weitergeführt. Mit Rücksicht auf die Verhältnisse in der UdSSR konnte in den folgenden Jahren nur ein erheblich kleinerer Teil der Volksdeutschen durch unsere Hilfe erfaßt werden. Wir mußten klar in Erscheinung treten lassen, dass es sich um wirkliche Einzelhilfe handelte, die ja gestattet war. Für diese Hilfe kamen nur noch Familien in Frage, deren Schicksal besiegelt war, die nichts mehr zu verlieren hatten, da sie ohne die Hilfe hätten umkommen müssen.
So ist unsere Arbeit ein getreues Spiegelbild nicht nur der ständig wechselnden Verhältnisse in der UdSSR, sondern des Leidens, ja des Todesweges des Rußlanddeutschtums. Besonders schwer betroffen waren, wie schon erwähnt, die Pfarrer, Küster und Lehrer mit ihren Familien. Der Kampf gegen die Kirche wurde mit unerhörter Schärfe durchgeführt, waren doch die Pfarrer die Träger des kulturellen Lebens der Gemeinde und die Grundpfeiler des Deutschtums in Rußland. Pfarrer und Küster waren die Sprecher ihrer Gemeinde in allen Dingen. Kirchenfeste waren Volksfeste – und Volksfeste waren Kirchenfeste. Armen- und Altersheime, Waisen- und Krankenhäuser, Taubstummen- und Blindenanstalten wurden von der Kirche gegründet. Die Kirchengemeinde sorgte für den Unterricht der Kinder. Die Geistlichen hatten die Aufsicht. Das Deutschtum war fest verankert in der Kirche, die die Hüterin der heiligsten Volksgüter: des Glaubens, der Sprache und der Sitte war.
[Randnotiz: Kampf gegen die Kirche und Verfolgung der Geistlichen] Der Kampf gegen die Kirchen und die Religionsgemeinschaften wurde mit unerbittlicher Härte weitergeführt. Durch das Dekret vom 23.1.1918 war die Trennung der Kirche vom Staat und die Trennung der Schule von der Kirche vollzogen und das gesamte Kirchenvermögen nationalisiert. Später folgte die Auflösung der kirchlichen Oberbehörden und Konsistorien, wodurch die organisierte Kirche in religiöse Teilgruppen aufgespaltet wurde. Die Möglichkeiten zur Beschaffung der Mittel für die Aufrechterhaltung des kirchlichen Lebens wurden immer mehr eingeschränkt, während die Ausgaben für Aufrechterhaltung und Instandsetzung der nunmehr vom Staat den religiösen Gemeinschaften überlassenen Gottes- und Bethäuser sehr hohe waren, besonders durch die nun hinzugekommenen hohen Gebäude- und Grundsteuern. Der Unterhalt und die hohe Besteuerung der Geistlichen mußten gleichfalls getragen werden. Konnten die Steuern und Abgaben nicht bezahlt werden, so wurde der Gemeinschaft das Gotteshaus genommen. Die antireligiöse Propaganda des staatlich unterstützten Gottlosenbundes trat ein Übriges, um das Ansehen der Kirche und der Geistlichen in den Schmutz zu ziehen und sie lächerlich zu machen. Trotz all dieser Verordnungen und der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten konnte das kirchliche Leben bis 1928 noch aufrecht erhalten bleiben. Im Sommer 1924 gelang es dem 1934 in Rußland verstorbenen Bischof Dr. Meyer (27.4.1934), nach Moskau einen Kirchentag für die gesamte evangelisch-lutherische Kirche Rußlands einzuberufen. Auf diesem wurde die neue Kirchenverfassung beschlossen. Im Anschluß hieran wurde in Leningrad das Predigerseminar für die evangelisch-lutherische Kirche Rußlands gegründet, dessen Leitung Bischof D. Malmgren übernahm. (Wie bekannt, ist es dem Auswärtigen Amt nach langwierigen Bemühungen im Jahre 1936 gelungen, diesen verdienstvollen Mann nach Deutschland zu verbringen. Er lebt jetzt im hohen Patriarchenalter in Mainz. Seine drei Töchter und Schwiegersöhne befinden sich noch immer unter bolschewistischer Zwangsherrschaft, z. T. in der Verbannung.)
Mit der 1929 einsetzenden Kollektivierung wurde auch die Zerstörung der Kirche und die Verfolgung der Geistlichen nunmehr mit allen zu Gebote stehenden Mitteln weitergeführt. Die Kirchen wurden zerstört oder zu Speichern, Lagerräumen, Kinos, Clubs und Thontorn [sic!] umgewandelt. Die Geistlichen waren gleichgesetzt mit der kapitalistischen Klasse, d.h. sie verloren das Wahlrecht, das jedem Bürger in der UdSSR zustand, damit auch das Wohnrecht in den nationalisierten Häusern, die Pfarrwohnungen wurden alle nationalisiert, ebenso alle übrigen Wohngebäude bis zu einer gewissen Wertgrenze, gleichzeitig gingen sie auch verlustig des Kaufrechtes von Lebensmitteln und Kleidung in den Sowjethandlungen. Ihr Schicksal war besiegelt. Sie wanderten wegen antibolschewistischer Propaganda angeklagt ins Gefängnis, wurden verschickt oder zum Tode verurteilt. In den Gefängnissen wurden sie systematisch gemartert, um von ihnen Geständnisse zu erpressen. Vor der Öffentlichkeit stützte man sich dabei auf folgende Gesetzesverordnung: [Fußnote: entnommen: P. W. Goduljanow: „Die Trennung der Kirche vom Staat, juridische Angabe des Volkskommissariats der Justiz der R.S.F.S.R. Moskau 1926.“]
„Die Verbreitung und die Propaganda bourgeoiser und anarchistischer Lehren unter religiöser Flagge, die gerichtet sind gegen die Diktatur des Proletariats, unterliegt dem Kriminalgericht auf allgemeiner Grundlage der entsprechenden Bestimmungen des Kriminalgesetzes“, und „die Ausnutzung der religiösen Vorurteile der breiten Masse mit dem Ziel des Sturzes der Herrschaft der Arbeiter- und Bauernschaft oder der Aufwiegelung gegen ihre Gesetze und Verordnungen wird bestraft mit Verlust der Freiheit und strenger Isolation auf nicht weniger als 2 Jahre, bei erschwerenden Umständen aber mit Erhöhung der Strafe bis zur Erschießung“.
Für die Schließung der Kirchen aber war größtenteils massgebend der nachstehende Erlass:
„Eine Kirche kann geschlossen werden, wenn an dem betreffenden bewohnten Ort ein Mangel vorliegt für die Unterbringung medizinisch-sanitärer, kulturell-bildender und gemeinnützlicher Einrichtungen, und wenn das betreffende gottesdienstliche Gebäude sich dazu qualifiziert und die erforderlichen Mittel dazu vorhanden sind, unter der Bedingung, dass die Mehrheit der Werktätigen dieses mit dem entsprechenden Gesuch unterstützt“.
Von den vor der Revolution von 1917 amtierenden über 200 deutschen evangelischen Geistlichen war Ende 1937 kein einziger mehr im Amt. Die bei uns vorliegenden Mitteilungen über das Schicksal der evangelischen Pfarrer geben einen erschütternden Einblick in dieses voller Treue zu Glauben und Volkstum erlittene jahrelange Martyrium.
[Randnotiz: Hilfeleistungen] Nachfolgend seien Erläuterung und Überblick über unsere Sendungen gegeben:
[Randnotiz: Torgsinsendungen] Bis Anfang 1936 bestanden in Rußland die bereits erwähnten Torgsin-Läden.
Diese Torgsin-Läden waren, wie schon erwähnt, über die gesamte UdSSR verteilt, so dass die deutsch-russischen Bauern und ebenso die reichsdeutschen Familien, denen unsere Hilfssendungen galten, ausnahmslos in der Lage waren, mit diesen Torgsin-Gutscheinen ihre Einkäufe in den Torgsin-Läden zu machen. Unsere Mark wurde zum Goldrubelwert umgerechnet. Beispielsweise erhielten die Empfänger laut hier vorliegenden Bestätigungskarten:
 
Laut Bestätigungskarte Nr. 54601 vom 30.12.33 f. RM 8.-

16

kg.

Weizenmehl

16

Kornmehl

2

l.

Sonnenblumenöl

1

kg.

Zucker

2

Hirse

 

Laut Bestätigungskarte Nr, 67856 vom 13.2.34 f. RM 8.-

26

kg

Weizenmehl

1

Zucker

1 ½

l.

Sonnenblumenöl

1

Paar

Schuhe

 

Laut Bestätigungskarte Nr. 67526 vom 6.2.34 f. RM 8.-

25

kg.

Mehl

a

8

kop

1

l.

Öl

a

40

1

kg.

Butter

a

60

1

Zucker

a

22

4

Hirse

a

9

1

St.

Seife

a

5

 

Laut Bestätigungskarte Nr. 67843 vom 27.2.34 für RM 8.-

49

kg

Mehl

a

7

kop

1

Zucker

a

20

 

Der Einkauf im Torgsin konnte nach eigenem Wunsch getätigt werden. Lebten die Empfänger in Verbannungsgebieten, die weitab vom nächsten Torgsin-Geschäft lagen, so dass es ihnen unmöglich war, dieses zu erreichen, so sandten wir statt des Geldes die sogenannten Torgsin-Pakete. Es waren Pakete, die in den Torgsin-Läden in Rußland selbst gepackt wurden und von dort zum Versand kamen. Es wurden eigens hierfür Typen-Pakete verschiedenen Inhalts und Preises zusammengestellt. Herausgegriffen sei das Paket B:

Inhalt:

10

kg.

Mehl 75%

2

Graupen

2

Reis

1

Zucker, fein

1

Sonnenrosenöl

 

Es gelang auch hier, die Preise immer günstiger zu gestalten, so dass sich der Preis von anfangs RM 18.50 auf RM 14.- und dann RM 10.50 senkte, er erhöhte sich allerdings später wieder um einige Mark.
Bei diesen Sendungen muß man berücksichtigen, dass in dem Preis die teueren Spesen und Frachtkosten vom Torgsin-Laden bis zum Empfänger inbegriffen sind und diese seinerzeit in Goldrubel berechnet wurden. Diese Pakete waren Schwankungen hinsichtlich Zusammenstellung und Preis unterworfen.
Durch die Aufhebung des Torgsins Anfang 1936 und die Stabilisierung des Rubels (ein Rubel = 48 Pf.) wurde unsere Arbeit vor vollkommen neue Tatsachen gestellt. Torgsin-Gold und -Pakete konnten nicht mehr gesandt werden. Hatten unsere Geldsendungen 1932 – Anfang 1936 Goldrubel-Wert und konnten die Empfänger sich dementsprechend im Torgsin-Geschäft für wenig Geld viel Ware kaufen, so änderte sich der Reichsmark-Wert unserer Sendungen nach der Stabilisierung des Rubels ganz gewaltig. [Randnotiz: Auslands-Pakete] Wir mußten zu der Form der sogenannten Auslands-Pakete übergehen. Das sind Pakete, die im neutralen Ausland gepackt und versandt wurden. Anfangs wurden euch hier Typenpakete herausgearbeitet, dieser Versand von Typenpaketen wurde aber mit Rücksicht auf die Empfänger, und um die Arbeit mehr und mehr zu tarnen, ab Mitte Juni 1936 bereits wieder eingestellt.

 

Nachfolgend 2 Typenpakete:

Typ I

 

Typ III

2

kg.

Reis

 

2

kg.

Reis

2

Zucker, fein

 

1

Haferflocken

1

Speck, fett

 

1

Speck, fett

1

Haferflocken

 

1

Schmalz

1

Griess

 

2

Zucker, fein

1

Trockenmilch

 

1.5

Trockenmilch

1

Makkaroni

 

-.5

Kakao

 

 

Preis RM 23.35

 

 

 

Preis RM 29.25

 

Während in den Jahren 1933 bis 1935 unsere Sendungen vornehmlich den Zweck hatten, die größte materielle Not, d.h. den Hungern zu stillen, legten wir unseren späteren Sendungen einen anderen Wert bei. Es liegt auf der Hand, dass Menschen, die jahrelang nur das nackte Leben fristen konnten, mit Schuhwerk und Kleidung vollkommen abgerissen sind, zudem gab es, wie aus vielen Schreiben aus Rußland hervorging, diese Dinge dort teilweise überhaupt nicht zu kaufen. So sandten wir neben Lebensmitteln auch Schuhwerk, Wäsche und Kleidung. Die Pakete wurden durch die hohen Zollgebühren entsprechend teurer, stellten aber eine wirksame Hilfe dar. So erhielten die Empfänger in Rußland für 3 m Wollstoff zum Anzug, für die wir incl. Zollgebühren RM 37.- zahlten, beim Verkauf in Rußland 700 – 1000 Rubel, für ein Paar Schuhe zum Preise von RM 17.50 incl. Zollgebühren 250 – 350 Rubel. Wir konnten also für 37.- RM, die nach offiziellen [offiziellem] Kurs (1 Rbl = 48 Pf) rund 78 Rubl. werteten, durch Übersendung von Stoff in Rußland selbst einen Rubelwert von 700 – 1000 erzielen.
Bei einem Paar Schuhe zum Preise von RM 17.50 betrug der Rubelwert, zum offiziellen Kurs gerechnet, rund 35 Rbl. Beim Verkauf der Schuhe in Rußland wurden 250 – 350 Rbl. und mehr erzielt.
Der Wert dieser Sendungen ist um so größer, wenn man den niedrigen Lebensstandard der von uns Betreuten zu Grunde legt. Besonders Schuhwaren, Kleidung und Wäsche waren schwer, in einzelnen Gegenden überhaupt nicht zu haben. Die Preise hierfür waren, wie soeben dargelegt, ungeheuer hoch und für die von uns Betreuten, Entrechtete, Ausgesiedelte und Verbannte usw. nicht zu erschwingen. Gleichzeitig bildeten diese Dinge wertvolle Tauschobjekte. Für ½ kg. Kakao konnte z.B. der gesamte Brennstoffbedarf für den Winter eingetauscht werden usw. Nur unter Zugrundelegung der Preise für die Dinge des täglichen Bedarfs in Rußland kann das Maß unserer Hilfe erst richtig gewertet werden.
Seit Ausbruch des Krieges am 1. September 1939 waren unsere Sendungen naturgemäß hinsichtlich des Inhalts und der Preise stärkeren Schwankungen unterworfen. Eine Belastung der heimischen Wirtschaft entstand im ersten Jahr nicht, da wir unsere Pakete aus Estland und Lettland bewirkten. Die Besetzung der Randstaaten durch die Russen Mitte 1940 zwang uns, neue Wege zu suchen. [Randnotiz: Paketversand aus Deutschland.] Es gelang, den Versand von Lebensmitteln aus Deutschland durchzuführen. Dank der Vermittlung des Auswärtigen Amtes stellte das Reichsernährungsministerium die hierfür notwendigen Lebensmittel zur Verfügung. Dieser neue Paketversand machte wiederum eine Umstellung des gesamten Hilfswerkes notwendig. Die Russen verlangten für jede einzelne Sendung eine vom Absender mit polizeilich beglaubigter Unterschrift versehene Vollmachtserklärung, durch die unsere Versandstelle beauftragt wurde, im Namen des Absenders ein Paket an die angegebene Anschrift abzusenden. Es durften also nur Absender in Erscheinung treten, die wirklich existierten und dabei den Empfängern in Rußland bekannt waren, und die unbedingt zuverlässig und bereit waren, Monat für Monat derartige Vollmachtserklärungen abzugeben. Es war nicht einfach, für alle Empfänger die passenden Absender ausfindig zu machen. Wir haben auch dies geschafft. Während anfangs die Sendungen nur die Versandstelle als Absender trugen, mußten schon einmal im Jahre 1934 sämtliche Sendungen Privatsender haben. Das war bei den tausenden von Sendungen, die damals monatlich rausgingen, keine leichte Aufgabe.
Trotz dieses Wechsels in der Art der Geld- oder Paketsendung sind in der Betreuung keine wesentlichen Stockungen entstanden. Es wurden stets die in den einzelnen Jahren gesammelten Erfahrungen ausgewertet.
Wir sandten unsere Pakete nicht nur in das europäische Russland, sondern auch in die entferntest gelegenen asiatischen Verbannungsgebiete. Wie erhielten für jede Sendung eine eigenhändig vom Empfänger unterschriebene Empfangsbestätigung und hatten die Möglichkeit, an der Hand des bei uns eingegangenen umfangreichen Materials und unserer ausgedehnten Beziehungen jede Unterschrift auf ihre Echtheit zu prüfen.
[Randnotiz: Materialbearbeitung] Sämtliche hier eingehenden Briefe wurden mit Hilfe der wenigen Pfarrer, denen es gelungen ist, aus der Sowjethölle zu entkommen, auch auf die Wahrheit des Inhalts überprüft und hinsichtlich der sozialen und der Familien-Verhältnisse ergänzt. Kommunistische Elemente wurden ausgeschaltet. Den Pfarrern aus Rußland sei für ihre Mithilfe an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt. Ferner wurde dafür Sorge getragen, dass Doppelbetreuungen durch Privatpersonen und uns oder andere Stellen vermieden wurden, um eine gerechte Verteilung zu sichern und Gefahren für die Empfänger abzuwenden.
[Randnotiz: Karteien] Das gesamte eingehende Material wurde in einer umfassenden Kartei bearbeitet. Diese baute sich auf auf [auf] direkte Schreiben der Hilfsbedürftigen, auf Angaben von Verwandten und Bekannten in Deutschland und auf Sammelsendungen von Briefen und Listen der Deutschen Konsulate in Rußland, die teilweise in Paketen von vielen hundert, ja tausend Briefen täglich eintrafen. Darüber hinaus enthält die Kartei Angaben über Absendernamen, Familienverhältnisse, Inhalt der einzelnen Sendungen usw. Eine zweite weit größere Kartei enthält die eingelaufenen Bestätigungskarten. Der Erhalt jeder Sendung wurde genau kontrolliert.
Der große Umfang dieser Kartei erklärt sich dadurch, dass sehr viele Familien, wie schon erwähnt, mehrmalig, ja monatlich laufend [,] betreut wurden. Das eingehende Material wurde ferner ausgewertet zu einer ständigen Berichterstattung an das Auswärtige Amt und das Rote Kreuz über die Verhältnisse in der UdSSR.
Orte, in denen Schwierigkeiten beim Empfang von Sendungen auftraten, mußten von der Betreuung ausgeschaltet werden, ebenso besonders gefährdete Empfänger.
[Randnotiz: Kreis der Betreuten] Der Kreis der von uns in den langen Jahren betreuten rund 36.000 Familien setzt sich zusammen aus notleidenden Reichs- und Volksdeutschen, besonders deutschstämmigen Bauernfamilien, denen umfangreich geholfen werden konnte. Die Personenzahl ist eine weit größere, da nicht nur die eigene Familie, sondern auch Verwandte und Bekannte in der Verbannung dadurch mit erfaßt und unterstützt wurden und erstreckt sich somit auf viele Hunderttausend. Pfarrer und Küster-Familien bildeten entsprechend ihrem Anteil an dem gesamten Volksdeutschtum in der UdSSR nur einen verschwindenden Prozentsatz. Sie gehörten, soweit das möglich war, zu denjenigen Familien, die bis zum Kriegsausbruch laufend betreut wurden, da sie ohne die Hilfe umgekommen wären. In den Jahren 1937 bis 1941 hat sich die Amtsbrüderliche Nothilfe aus dem Notopfer der Evangelischen Pfarrschaft Deutschlands die Hilfe für die Pfarrerfamilien mit angelegen sein lassen und uns hierfür insgesamt einen Betrag von rund RM 43.000 .- zur Verfügung gestellt.
[Randnotiz: Statistiken] Umfangreiche Statistiken, zusammengefaßt nach Monaten und Jahren, Zahl, Art und Wert der Sendungen sowie Herkunft der Mittel sind von uns aufgestellt worden. Weitere Statistiken geben einen Überblick, auf welche Gebiete der UdSSR sich der Kreis der Betreuten verteilte. Auch die Zahl der zurückgekommenen Sendungen ist genau erfaßt.
Nachfolgend nur einige zusammenfassende Daten:

 

In den Jahren 1933 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen in Form von Gold- und Paketsendungen.
(Zusammenstellung nach Jahren, Anzahl, Art und Wort der Sendungen)

Jahr

Zahl der
Auslandspakete

Zahl der
Torgsinpakete

Zahl der
Geldsendungen

Gesamtwert
in RM

33

226

1.298

19.622

RM

255.194 .--

34

56

630

29.600

293.890 .--

35

 

100

1.949

27.814 .--

36

1346

 

7

44.932 .--

37

1565

 

 

59.016 .--

38

1057

 

 

49.235 .--

39

922

 

 

43.682 .--

40

633

 

 

26.642 .--

41

416

 

 

6.195 .--

 

6221

2.028

51.178

RM

805.800 .--

 

Insgesamt:

Auslands-Pakete

6221

 

Torgsin-Pakete

2028

 

Geldsendungen

51178

 

 

59427

RM 805.800 .--

 

Statistik der 1933 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
unterstützten Familien nach Gebieten geordnet.

Gebiete

unterstützte Familien

Wolhynien

7660

Ukraine

10350

Krim

2390

Wolga

3650

Donbass

2290

Kaukasus

2530

Zentr. Rußland

1970

Ural

1290

Sibirien

3250

Nördl. Verbannung

740

 

36120

 

[Randnotiz: Zurückgekommene Sendungen] Interessant ist auch die Statistik über die zurückgekommenen Sendungen. Es handelt sich dabei nicht nur um Geld- oder Paketsendungen, deren Annahme aus Furcht vor erneuten Verfolgungen vom Empfänger abgelehnt wurde. Die Ursachen für das Zurückkommen sind hauptsächlich zu suchen in Änderungen der Anschrift, Todesfällen, Verhaftungen und Aussiedlungen. Der einfachste Fehler in der Anschrift hatte zur Folge, dass die Sendung zurückkam. Im Jahre 1933 kamen 6 von insgesamt 21.146 Sendungen zurück = 0.03 %. Das zeugte umsomehr für die Sorgfalt unserer Arbeit, als in diesem Jahre noch keinerlei Erfahrungen mit dem Paketversand nach der UdSSR vorlagen. 1934 kamen 476 von insgesamt 30.286 Sendungen zurück, also 1.58 %, 1935 dagegen 726 von insgesamt 2.049 Sendungen = 35.43 %. Dieser hohe Prozentsatz steht jedenfalls im Zusammenhang mit der durch die Kirow-Affäre heraufbeschworenen neuen innenpolitischen Spannung und Verfolgung aller derjenigen, die Verbindung mit dem Ausland hatten. Da das Hilfswerk Anfang 1935 offiziell eingestellt wurde, handelt es sich bei den 1935 zurückgekommenen Sendungen vornehmlich um Unterstützungen, die Ende 1934 hinausgingen. Es ergibt sich daher ein klareres Bild, wenn man die Retourenzahl von 1934 und 1935 zusammenzieht und den Prozentsatz für diese beiden Jahre errechnet. Das ergibt dann 3.61 %.
Am höchsten ist daher der Retourensatz im Jahre 1936 mit 8.27 %. Die verschärfte innenpolitische Lage in Rußland macht es äußerst schwer, genaue Nachrichten über die von uns Betreuten zu erhalten und somit die Ursachen der Rücksendung: Anschriftenwechsel, Todesfälle, Verhaftung, Verbannung, besondere Gefährdung auszuschalten, wie dies im Jahre 1937 geglückt ist, das keine Retouren aufweist. Das Jahr 1938 bleibt mit 4.42 % wesentlich hinter 1936 zurück. In den Jahren 1939 und 1940 ist der Prozentsatz fast null. Hier wirkte sich scheinbar der Freundschaftspakt mit der UdSSR aus. 1941 macht sich dann die vor Ausbruch des Krieges bestandene Spannung wieder bemerkbar.
Wenn man abschließend bedenkt, dass von den insgesamt hinausgegangenen 59.427 Geld- und Paketsendungen lediglich 1.388 = 2.33 % zurückgekommen sind, so darf dies wohl als ein Beweis bewertet werden für die vorsichtige, wohl durchdachte und umsichtige Arbeit unseres Hilfswerkes, für die sorgfältige Beachtung jeder kleinen Mitteilung aus Rußland und auch der geringsten Gefahrenmomente. Die anderen 97.67 % wurden alle bestätigt.
Hinzugefügt sei noch, dass von den zurückgekommenen Sendungen, die Geldsendungen restlos, bei Paketsendungen der Wert der noch verwendbaren Produkte uns wieder gutgebracht wurde, so dass der tatsächliche Wertverlust ein ganz geringer war. Teilweise war es auch möglich, Geld- und Paketsendungen an andere Empfänger umzuleiten.
 
Statistik der 1933 – 1941
Zurückgekommenen Sendungen in Prozenten berechnet.

Jahr

zrck. gekommene
Sendungen

Sendungen
insgesamt

Prozentsatz

 

1933

6

21.146

0.03

 

1934

476

30.286

1.58

        3.61

 

1935

726

2.049

35.43

1936

112

1.353

8.27

 

1937

0

1.565

0.00

 

1938

49

1.057

4.42

 

1939

6

922

0.65

 

1940

3

633

0.47

 

1941

10

416

2.40

 

 

1388

59.427

2.33

 

  

[Randnotiz: Herkunft der Mittel] Über die Herkunft der Mittel sei folgendes gesagt: Von den in der angeführten Statistik erwähnten RM 805.800 wurden aufgebracht:

aus eigenen Mitteln (uns war Sammelerlaubnis erteilt)

RM 351.800.--

Von der Amtsbrüderlichen Nothilfe des Reichsbundes
der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine für die Betreuung
von Pfarrerfamilien zur Verfügung gestellt:

rund
RM 43.000.--

somit aus kirchlichen Mitteln insgesamt

RM 394.800.--

Ferner wurden uns zur Verfügung gestellt:

 

Aus öffentlichen Mitteln:

rund
RM 47.800.--

Vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland

RM 16.000.--

Vom Reichsausschuß „Brüder in Not“ (Rotes Kreuz)
gemäß dem auf den evangelischen Teil entfallenden Quotenanteil
aus der Reichssammlung „Brüder in Not“:

RM 347.200.--

insgesamt:

RM 805.600.--

 

Zu den schon genannten von uns selbst aufgebrachten RM 351.800.--, für die Sendungen an Reichs- und Volksdeutsche in der UdSSR hinausgingen, kommen noch hinzu die Beträge für Unterstützungen evangelischer Gemeinden in Rußland bis zu deren endgültigen Vernichtung und die an zurückgekommene Pfarrer und Pfarrerfamilien sowie in Einzelfürsorgefällen gezahlten Unterstützungen, die für die letzten Jahre auf rund RM 50.000 zu veranschlagen sind. Zählt man hierzu die in den Jahren 1929 bis 1932 aufgebrachten und verwandten rund RM 200.000 für Ansiedlung und Umsiedlung rußlanddeutscher Familien, so ergibt sich ein Betrag von rund RM 600.00.-- für Hilfsmaßnahmen, Geld- und Paketsendungen, die allein durch unser evangelisches Hilfswerk selbst aufgebracht wurden. Den treuen Helfern, d.h. den evangelischen Pfarrern und Gemeinden in Deutschland, die sich um die Aufbringung der Mittel verdient gemacht und damit erneut gezeigt haben, welch großes Interesse die Heimatkirche an ihren volksdeutschen Glaubensbrüdern im Ausland nimmt, sei für ihre Mithilfe auch an dieser Stelle herzlichst gedankt.
Auch vom Ausland gingen uns Geldspenden zu, diese wurden vornehmlich aufgebracht von den deutschen evangelischen Gemeinden im Ausland. Hierin zeigt sich die enge Verbundenheit des Auslandsdeutschtums mit der Heimat und das Interesse, das die auslandsdeutschen evangelischen Gemeinden an den in Not befindlichen volksdeutschen Glaubensbrüdern in anderen Teilen der Welt nehmen. Besonders hoch zu werten sind die Spenden der Riograndenser Synode in Brasilien im Hinblick auf den damaligen schlechten Milrois-Kurs. Den Einzelspendern sowie den deutschen evangelischen Gemeinden im Ausland gebührt unser Dank für ihre Mitarbeit. Auch der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen in Genf danken wir für die uns überwiesenen Mittel.
Zählt man zu den genannten Eigenmitteln in Höhe von RM 600.000.--  die uns von den anderen Stellen zur Verfügung gestellten RM 450.000.-- hinzu, so ergibt sich ein Betrag von über 1 Million RM, über die von unserer Stelle zugunsten notleidender evangelischer Reichs- und Volksdeutscher in und aus der UdSSR verfügt wurde. Unsere Mittel sind somit restlos verbraucht.
[Randnotiz: Ideeller Erfolg] In den letzten Jahren, in denen die Sowjetunion sich immer stärker hermetisch vom Ausland abschloß, wo fast jeder Briefverkehr nach der UdSSR stockte, boten unsere Sendungen fast die einzige Möglichkeit, die Verbindung mit einem Teil der Volksdeutschen aufrecht zu erhalten und ihnen außer der materiellen Hilfe das wertvolle seelische Moment zu bringen: „Ihr seid in der alten Heimat nicht vergessen.“ Wir haben damit zweifellos dazu beigetragen, die Grundeinstellung des volksdeutschen Bauern in der UdSSR gegen den Kommunismus ideell wie materiell zu festigen. Manche deutsche Kolonie, die jetzt von der deutschen Wehrmacht befreit worden ist, ist jahrelang von unserer Aktion erfaßt worden.
Zum Schluß ein Brief aus einer befreiten deutschen Kolonie aus dem Odessaer Gebiet. Dieser Brief traf am 14.9.1941 in Deutschland ein.
 
[Randnotiz: Brief aus einer befreiten deutschen Kolonie.]

 

Neuglückstal
Post Zebrikowo, Odessaer Kr.
 
Ach wir können nicht genug unserem Gotte u. den Deutschen u. dem Führer Hitler danken ja von Herzen danken, beten zu Gott dass er ihn uns lange erhalten möge!! Nun will ich Euch zu wissen geben ihn [in] was für Ängste [Ängsten] wir gelebt haben bis wir unter deutschem Schutze waren. Am 22. Juni wurde hier bei uns Krieg erklärt mit Deutschland, nun könnt ihr euch vorstellen mit was für Augen wir angeschaut wurden, jetzt erst wurde uns fühlbar dass wir Stiefkinder waren in Rußland, sodann hetzten die Juden die Russen gegen uns auf [.] wir sind die Uhrheber [Urheber] an dem Kriege, so dann wurden die deutsche [Deutschen] nicht zum Militär bezogen. So wurden wir zwei Monate gequält wie in der Sklaverei die Männer u. die Mädels mußten Okobi [Fußnote: Schützengräben] graben bis 70 Kilometer u. noch weiter von hier endlich konnten es sie nicht mehr aushalten sie gingen alle durch. Wir Frauen mußten auf dem Felde die Ernte herunter nehmen u. sowie es gedroschen wurde führten die Juden es fort; zuletzt wurden die Pferde u. das Zugvieh weggeführt, nun konnten wir nichts mehr machen uns stand der Tod vor Augen. Als die Juden sahen dass Sie es verspielten, wollten sie die Deutschen alle umbringen, doch es gelang ihnen nicht mehr, die Deutsche[n] waren schneller als sie, sie mußten flüchten und wir wurden am 8. August von den Deutschen und Rumänen glücklich eingenommen.
Ja glücklich sind wir nun, den[n] es war am Freitag, am Sonntag durften wir wieder das so lang entberte [entbehrte] Gotteswort zum erstenmal in der Kirche hören. Ach es war ein Stöhnen u. Seufzen u. Freudentränen so dass der Lehrer Bürkle fast nicht predigen konnte. Auch wir können mit den Engels im Himmel: „Ehre sei Gott in der Höhe u. Friede auf Erden,“ singen. Der liebe Gott möge doch helfen, dass auch die liebe[n] deutsche[n] Brüder auch singen können und Friede auf Erden!

 

Im Jahre 1933 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistunden
in Form von Geld- und Paketsendungen.
(aus eigenen Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Art, Anzahl und Wert der Sendungen

 

Jahr

Anzahl

Auslands Paket
in RM

Anzahl in RM

Torgsin Pakete,
Wert in RM

Anzahl

Geldsendungen,
Wert in RM

Gutschriften
in RM

1933

225

RM

4.248.89

920

RM

14.885.33

7016

RM

83.120.59

 

1934

56

578.05

249

3.159.24

14475

142.772.54

 

1935

 

 

72

615.13

225

5.594.--

 

1936

1346

39.034.62

 

 

7

81.50

 

1937

741

28.398.24

 

 

 

 

7.--

1938

259

10.364.21

 

 

 

 

85.48

1939

215

9.416.75

 

 

 

 

387.28

1940

228

9.882.11

 

 

 

 

1.616.80

1941

133

2.370.37

 

 

 

 

604.05

 

3202

104.293.24

1241

18.659.70

21723

231.568.63

2.700.61

Insgesamt:

 

Anzahl
der Sendungen

Wert in RM

Auslandspakete

3203

104.293.24

Torgsinpakete

1241

18.659.70

Geldsendungen

21723

231.568.63


 

26167

354.521.57


Gutschrift für Gesellschaft
f. Paketversand

 


2.700.61

 

26167

351.820.96

 

 

In den Jahren 1933 – 1937
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen
in Form von Geld- und Paketsendungen.
(Aus vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellten Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Anzahl, Art und Wert der Sendungen

Jahr

Anzahl

Auslands Pakete
Wert in RM

Anzahl

Torgsin Pakete
Wert in RM

Anzahl

Geldsendungen
Wert in RM

1933

1

RM

56.63

378

RM

5.612.90

12606

RM

147.305.50

1934

 

 

 

381

4.833.68

15125

141.758.35

1935

 

 

 

28

258.72

1724

21.357.99

1936

 

5.822.70

 

 

 

 

 

 

1937

560

20.236.25

 

 

 

 

 

 

 

561

26.115.58

787

10.705.30

29455

310.421.84

 

Insgesamt:

 

Anzahl d.
Sendungen

Wert in RM

Auslandspakete

561

26.115.58

Torgsinpakete

787

10.705.30

Geldsendungen

29455

310.421.84

 

30803

347.242.72

hiervon

RM

321.183.77

vom R. Kreuz lt. Kto. K.S 1 – 8

20.000.--

uns übersandt

6.058.95

aus bei uns eingegangenen Retouren aus Geldern v. R. Kreuz

347.242.72

 

 

Im Jahre 1937 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen in Form von Paketsendungen.
(Aus von der Amtsbrüderlichen Nothilfe zur Verfügung gestellten Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Art, Anzahl und Wert der Sendungen.

Jahr

Anzahl d.
Lebensmittelpakete

Anzahl der
Mischpakete

R

Gutschrift

Wert der
Paketsendungen in RM

1937

239

25

 

RM

35.83

RM

10.431.08

1938

176

73

10

88.93

12.356.45

1939

173

63

 

20.95

11.836.02

1940

99

55

1

723.81

7.798.17

1941

91

 

4

204.51

1.627.09

 

778

216

15

1.074.03

RM

44.048.81

Insgesamt:

 

Anzahl d.
Sendungen

Wert in RM

Auslandslebensmittelpakete

778

RM

44.048.81

Auslandsmischpakete
(Inhalt: Kleidung, Schuhe, Wäsche, Lebensmittel)

216

 

 

Gutschrift

994

RM

44.048.81

 

./. “

1.074.03

 

994

RM

42.974.78

Retouren 15 = 1,5 %

 

In den Jahren 1938 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen in Form von Paketsendungen.
(Aus vom Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellten Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Anzahl, Art und Wert der Sendungen.

Jahr

Anzahl der
Lebensmittelpakete

Anzahl
der Mischpakete

R

Gutschrift

Wert der Paketsendungen
in RM

1938

155

69

6

RM

17.95

RM

10.687.16

1939

311

160

2

118.21

22.963.50

1940

175

76

1

38.68

11.346.86

1941

192

 

5

454.08

3.461.26

 

833

305

14

RM

628.92

RM

48.458.78

 

Insgesamt:

 

Anzahl der
Sendungen

Wert in RM

Auslandslebensmittelpakete

833

RM

48.458.78

Auslandsmischpakete
(Inhalt: Kleidung, Schuhe,
Wäsche, Lebensmittel)

305

 

 

 

1138

RM

48.458.78

Gutschrift

 

./. “

628.92

 

1138

RM

47.829.86

 

Retouren
(infolge von Umzug, Verhaftung, Todesfall Annahmeverweigerung, usw. zurückgekommene Pakete) = 14 = rund 1 ¼ %

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Dokument Nr. 68

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 4

Datum: 2. Juli 1924
Verfasser: Volkskommissar für Innere Angelegenheiten Beloborodov, stellvertretender Leiter der zentralen administrativen Verwaltung des NKVD Zajcev, zweiter Leiter der Verwaltungsabteilung Otpuščenikov
Empfänger: Alle Leiter der Gubernien und Gebiets-Abteilungen des NKVD in der Sowjetunion
Inhalt: Anordnung des NKVD an die Leiter der Gubernien und Gebiete (oblasti), in den jeweiligen Gebieten Informationen über katholische Kirchen, namentliche Angaben über Pfarrer, Pfarrgemeinderäte, über besonders aktive Geistliche, und über religiöse Zentren um Bistümer und Bischöfe zu liefern.
ВСЕМ НАЧАЛЬНИКАМ ГУБЕРНСКИХ И ОБЛАСТНЫХ АДМИНИСТРАТИВНЫХ ОТДЕЛОВ.
Копии: НКВД АВТОНОМНЫХ РЕСПУБЛИК
2. 7. 1924
 
Согласно НКВД предлагает представить не позднее 15 августа с.г. по Вашей губернии следующие сведения:
 
1. Указать местности, где находятся католические костелы;
2. Везде ли при них есть ксендзы;
3. Сколько их при каждом костеле (фамилия/имя и отчество ксендза);
4. Где имеются приходские католические сoветы и кто входит в них (фамилия, имя, отчество и социальное положение);
5. Имеются ли организационные католические центры (епископства и проч.) и кто в них состоит (фамилия, имя и отчество);
6. Краткие характеристики наиболее активных ксендзов и прихожан католиков.
 
НАРОДНЫЙ КОМИССАР ВНУТРЕННИХ ДЕЛ (Белобородов)
ЗАМ. НАЧАЛЬНИКА ЦЕНТР. АДМИН. УПРАВЛ. НКВД (Зайцев)
ПОМ. НАЧАЛЬНИКА АДМИНОТДЕЛА (Отпущеников)

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Dokument Nr. 69

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 52

Datum: 23. August 1924
Verfasser:
Grišin, Vanžula

Empfänger: NKVD, Moskau
Inhalt: Bericht über die Situation der Katholiken in Orenburg, wo es zwar eine katholische Kirche, aber keinen Pfarrer gibt. Die Gläubigen beten daher ohne Geistlichen.
23 августа 1924
С е к р е т н о
в Центральное Административное Управление НКВД  Р С Ф С Р
 
На 292/с.
 
ГАУ НКВД КССР сообщает, что в гор. Оренбурге имеется один католический костел, но ксендза при нем нет. Bерующиe молятся без ксендза. Список членов совета религиозного общества прихожан этого костела при сем прилагается.
А других католических организаций, как в гор. Оренбурге, так и во всей Оpенбургской губернии, никаких не имеется.
B Кустанайской губ. католических костелов нет. Из остальных губерний КССР сведения еще не получены. Но полученные таковые будут немедленно сообщены.
 
Вриоб. нач. ГАУ - НКВД КССР /Гришин/  [Unterschrift] Гришин
Зав. Админ. п/отделом /Ванжула/    [Unterschrift] Ванжула

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Dokument Nr. 70

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 100-100ob.

Datum: 11. September 1924
Verfasser: Verwaltungsabteilung des Exekutivkomitees des Gubernium Saratov
Empfänger: wohl NKVD, Moskau
Inhalt: Bericht zum Personalbestand der katholischen Kirche in Saratov und namentliche Aufstellung der Mitglieder des Gemeinderats neben der Erwähnung des Pfarrers Adam Desch.
Р.С.Ф.С.Р.
Админ. Отдел. Саратовского Губернск. Исполнит. Комитет. Совета
11. 9. 1924
 
Секретно
 
В ЦЕНТРАЛЬНОЕ АДМИНИСТРАТИВНОЕ УПРАВЛЕНИЕ
 
На 292/с
 
На циркуляр № 292/с Адмотдел ГИК сообщает: католический костел имеется только в гор. Саратове один и один молитвенный дом в гор. Камышине, ксендз имеется только в Сааратовском [Саратовском] костеле-фамилия его ДЕШ Адам Адамович, члены Совета:
 

1

Зайковский Людвиг Викторович

пред.

служащ.

2

Шнейдер Антон Антонович

секр.

безраб.

3

Майер Адольф Федорович

член

служащ.

4

Лелль Константин Иванов.

"

"

5

Реш Иван Яковлевич

"

"

6

Кин Георгий Иванович

"

рабочий

7

Ессе Иван Михаилович

"

"

8

Овакимьян Павел Ианов.

"

кустарь

9

Жук Иван Карлович

"

"

10

Банцевич Валериан Адамов.

"

служащ.

11

Миллер Анжела Юлиевна

"

соц. обезп.

12

Ульрих Евгения Ивановна

"

дом. хоз.

 
В гор. Камышине ксендза не имеется, есть приходский католический Совет. состав его:
  

1

Этцель Констант. Богдан.

предс.

хлебород

2

Шнейдер Иван Иванович

зам. пред.

служащ.

3

Шмыльц Егор Михаилович

член

"

4

Шнейдер Иосиф Иванович

"

грузчик

5

Бекерлет Андрей Андреев.

"

караульщ.

6

Остертах Егор Михаилов

"

сапожник

7

Мунц Иосиф Филиппов

"

учитель

8

Этцель Яков Богданович

"

служащ.

9

Галингер Адам Николевич

"

учитель

 
Епископство в Саратовской губернии в настоящее время нет.
Препровождая вышеуказанные сведения, Атмотдел ГИК сообщает, что задержка в высылке таковых об"ясняется непредставлением сведений в срок и уездов.
 
Нач. атмоидела ГИК   [Unterschrift nicht lesbar]
Нач. админ. Отдела   [Unterschrift nicht lesbar]
Зав. Стол. отд. церк. от гос.  [Unterschrift nicht lesbar]

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Dokument Nr. 71

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 132-132ob.

Datum: wohl Mitte der 1920er Jahre
Inhalt: Den sowjetischen Behörden vorliegende Aufstellung katholischer Kirchen und Priester der deutschen Wolgarepublik.
СВЕДЕНИЯ О МЕСТОНАХОЖДЕНИИ КАТОЛИЧЕСКИХ  К О С Т Е Л О В
Автономной Cоциалист. Советской Pеспублики Немцев Поволжья
 


по порядку

Местонахождение Католических костелов

Имеются-ли
при них ксендзы

Сколько их при каждом костеле
(фам.,имя и oтчест. ксендза)

Имеются-ли организационные
Католические центры
(епископство и проч.) и кто в них состоит
(фам., имя и отчество)


МАРКСШТАДСКИЙ  К А Н Т О Н

1

Церковь в городе Марксштадте

Имеется

БЕЙЕР Георгий Степанович

не имеется

2

Тоже
В селе Борегардте

"

Обслуживается [им же]
БЕЙЕР Георг. Степ.

"

3

Тоже
В селе Обермонжу

"

ГАБЕЛЬ Август Яковл.

"

4

Тоже
В селе Люцерн

"

ФАЛЬКЕНШТЕЙН Иоган Вельг

"

5

Тоже
В селе Цуг

"

ГЕРМАН Иван Яковлев

"

6

Тоже
В селе Панинское

"

РИДЕЛЬ Петр Петрович

"

7

Тоже
В селе Золотурн

"

ШУЛЬГЕР Флориан Яковлев

"


В О Л Ь С К О Й  КАНТОН

1

В селе КАЗИЦКОЕ

Имеется

ЦИММЕРМАНН Иван Андреевич,
МАССОН Адам Яковл.,
БРАУН Егор Петрович

не имеется

2

В селе БЕРЕЗОВКА

"

ДОРНГОФ Егор Егор.

"


ФЕДОРОВСКИЙ  К А Н Т О Н

1

Церковь в селе МАРИЕНБУРГЕ

Имеется

МАРСАЛЬ Маркус Иванович

Не имеется


РОВНЕНСКИЙ  К А Н Т О Н

1

В гор. Ровном.

Имеется

БАЙЛЬМАН Ив. Ив.

не имеется

2

В селе Куст-Краснорынок

Нет

Нет

"

3

В селе МАРИЕНБЕРГ

Имеется

БАЙЛЬМАН Иван Фридрихович

"

4

В селе ШТРЕКЕРАТ

"

ПАУЛЬ Иосиф Андреевич

"

5

В селе КРАСНОПОЛЬЕ

"

ДИТРИХ Рафаил Марк.

"

6

B селе КОЧЕТНОЕ

"

ГРАФ Алексей Иосифович

"


ТОНКОШУРОВСКИЙ  К А Н Т О Н

1

В с/Тонкошуровке

Имеется

ВАЙГЕЛЬ Петр Ив.

Не имеется

2

В с/Крутояровке

"

ВАЛЬТЕР Рафаил С.

"

3

В с/Pаскаты

"

ДОРНГОФ Ал-др Эрн.

"

4

В с/Суслы

Не имеется

Нет

"

5

В с/Отроговке

Имеется

БОДЕР Эман. Эпол.
ДИТЛЕР Эдуар. Хрис.

"

6

В с/Ней-Обермонжу

"

БАВ. Петр Яковл.

"

7

В с/Антоновке

Не имеется

Нет

"

8

В с/Ней-Мариенталь

Имеется

ШНЕЙДНР Ив. Петр.

"

9

В с/Либенталь

Не имеется

Нет

"


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Dokument Nr. 72

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1921-1931),
Scat. 10,
Fasc. 66,
Fol. 39r-40r

Datum: 6. Oktober 1925
Verfasser: Vladimir Abrikosov
Empfänger: Kommission Pro Russia
Inhalt: Vladimir Abrikosov (1880-1966), Priester der katholischen Gemeinde des orientalischen Ritus in Moskau, berichtet im Oktober 1925 über 39 inhaftierte und exilierte katholische Russen – Geistliche, Nonnen und Laien. In den beiliegenden Briefen von Mons. A. Okolo-Kulak, Warschau, Einzelheiten über die Internierungsorte.
PRO MEMORIA
 
Oggetto: Liberazione e aiuto ai cattolici russi in esilio o in prigione dei sovieti
 
Alla Illustrissima Commissione degli Affari Russi presso la S. Congregazione pro Ecclesia Orientali.
Nell’inverno 1923/24 venivano arrestati a Mosca e Pietrogrado i cattolici russi di rito orientale, fra cui sacerdoti, suore e laici maschi e femmine; essi furono condannati a varie pene di prigione o d’esilio in Siberia, varianti fra un massimo di dieci anni e un minimo di tre anni.
Il numero de condannati, unitamente all’Esarca Protonotario Apostolico Mgr. Leonida Fedorov, arrestato in precedenza per l’affare Cieplak e condannato a dieci anni di detenzione, ˗ è di 39, a cui vanno aggiunte due cattoliche non russe ma coinvolte nello stesso affare. I nomi dei condannati sono elencati nell’allegato N°1; in quanto ai luoghi del loro esilio o detenzione, non è possibile di ben precisarli poiché vengono frequentemente trasferiti (All. N°1).
Si potrebbe venire in soccorso di questi martiri della Fede in due modi, come appresso:
    1. ottenendone la liberazione con diritto sia si restare entro i confini della propria patria, sia con obbligo di espatriazione.
    2. mediante invio di denaro, vestiario e altri soccorsi materiali, urgentemente necessari nelle difficili condizioni in cui si trovano.
 
OPERA SIN’ORA SVOLTA IN SOCCORSO DEI CONDANNATI.
 
1. Liberazione.
  1. Il Governo polacco, coadiuvato dal Prelato Dom. di S. S. Mgr. Antonio Okolo-Kulak, della Diocesi di Mohilev (attualmente residente a Varsavia Mazowiecke 11/31) cercando di ottenere la liberazione dei condannati, lì ha inclusi nelle liste personali di scambio di prigionieri a norma della relativa convenzione fra la Polonia ed i Soviet.  
  2. Questo tentativo fatto in estate 1924 non ebbe esito felice, essendosi i soviet categoricamente rifiutati a detto scambio, dichiarando che nessuno dei cattolici russi sarà rilasciato alla Polonia. Però, i bolscevichi fecero intendere che sarebbero disposti di rilasciarli dietro richieste della S. Sede (All. N°2). 
  3. Informato di quanto sopra, il sottoscritto presentava a S. E. il Cardinale Segretario di Stato un pro memoria relativo alla prativa (All. N°3).
  4. Sebbene Sua Eminenza Si dimostrò disposta di intraprendere dei passi opportuni, non sembra che questi abbiano dato risultato positivo, essendo i detenuti sempre in prigione e gli esiliati in esilio.
  5. Il sottoscritto, valendosi delle proprie relazioni con varie personalità, ha cercato di provocare l’interessamento e l’intervento di alcuni governi stranieri, ma sempre con esito negativo.
 
2. Aiuti materiali.
  1. certe somme di denaro sono state elargite dal Governo polacco e dalla Società di Soccorso agli affamati in Russia con sede a Varsavia e sotto la vice presidenza del sullodato Mgr. Okolo-Kulak (All. N°4).
  2. i due enti succitati, non disponendo dei mezzi necessari al proseguimento di tale opera di soccorso, il sottoscritto presentava a S. E. il Cardinale Segretario di Stato un pro memoria su questo argomento (All. N°5).
  3. il sottoscritto ha cercato di promuovere una azione di soccorso presso cari privati, ecclesiastici e laici di diverse nazionalità, che potevano sia personalmente sia per mezzo delle loro relazioni svolgere un opera utile. Ma l’esito di questi sforzi è rimasto nullo.
 
OPERA DA SVOLGERSI.
 
1.) Liberazione.
  1. Sembrerebbe che sia forse giunto il momento di rinnovare dei passi autorevoli per ottenere la liberazione dei cattolici russi detenuti o esiliati, ottenendo per loro sia il diritto di restare in Russia o, in caso d’impossibilità, di esiliarsi all’estero. Tali passi potrebbero seguire varie vie:
    1.  mediante trattative dirette della S. Sede coi soviet.
    2.  mediante una azione mediatrice di qualche potenza.
    3.  mediante la loro inclusione nelle liste di scambio dei prigionieri che l’Intesa sta per proporre.
    4.  mediante una proposta analoga da farsi al sig. Nansen.
    5.  segretamente, mediante il loro riscatto dietro pagamento, ciò che si è usato con successo per degli altri prigioniere a mezzo di alcune organizzazioni segrete o personaggi privati.
 
2.) Aiuto materiali.
Sembrerebbe necessario di istituire una azione di soccorso pecuniario permanente.
 
1. Entità dei soccorsi.
Secondo calcoli basati su informazioni di opere analoghe svolte a favore di altri prigioniere, l’assicurazione di un minimo di benessere necessita il seguenti soccorsi mensili:
  1. per i detenuti – 12,5 dollari mensili per persona.
  2. per gli esiliati – 17,5  “ “ “ “
Considerando che il numero dei prigionieri sarebbe di 8 e quello degli esiliati di 33, l’importo mensile del soccorso dovrebbe raggiungere dollari 100 per i detenuti e 577,5 per gli esiliati, ossia dollari 677,5 al mese. [Im Original als Fußnote: Non sembrerebbe fuori posto di fare menzione delle due suore dominicane che trovansi in libertà a Mosca soffrendo la più squallida miseria (All. N°6), prive di ogni mezzo di guadagno e che meriterebbero, pur esse, un soccorso di dollari mensili 17,5 ognuna, come gli esiliati, ossia dollari 35 al mese.] È evidente che non potendosi raggiungere il totale suindicato, anche una somme minore sarebbe di grande sollievo e verebbe distribuita proporzionalmente.
 
2. Mezzo di avviamento.
Il mezzo sicuro di avviamento di tali soccorsi, con certezza assoluta del loro arrivo a destinazione, sembra che sia quello di Mgr. Okolo-Kulak (Mazowiecka 11/31, Varsavia), vice-presidente della Società di Soccorso agli affamati in Russia, ˗ il quale trovasi in relazioni dirette con la Rappresentante delle Croce Rossa Polacca, Presidentessa dell’Istituto apolitico di Mosca pel soccorso ai detenuti politici; questa persona è sempre a corrente del numero e della località dei detenuti e degli esiliati. Detto Istituto, privo di ricorse proprie, rilascia delle ricevute regolari di ogni somma pervenutagli e presenta in seguito un resoconto circostanziato della distribuzione fatta conformemente alla destinazione di ogni singolo invio.
Non potendo fare qui che una esposizione sommaria della situazione, il sottoscritto è sempre a disposizione di codesta Ecc.ma Commissione per tutti quelli più ampi schiarimenti che Essa potesse desiderare.
 
Con la massima osservanza
Wladimir Abrikossoff.
 
5 via J. Luigi dei Francesi Rossa XI.
6 ottobre 1925 [Unterschrift und Adresse handschriftlich]
 
 
 
Allegato N°1 [handschriftlich]
LISTE
Des Catholiques Orientaux Russes détenus en prisons
ou exilés par les soviets.
(Hiver 1923-1924).
 
Prêtres :
 
1. Feodoroff Léonidas Protonot. Apostol., Exarque des catholiques russes, Prison de Boutyrki à Moscou
2. Alexandroff Nicolas Doyen de Moscou, Curé de l’Eglise de la Nativité de la SteVièrge, aumônier de la communauté Doménicaine de Moscou.
3. Akouloff Epifan vicaire de l’Egl. Cathol. du St. Esprit à Petrograd.
4. Deibner Jean prêtre du Petrograd.
5. Zertchaninoff Alexis Prélat de sa Sainteté, de Petrograd, en exil à Tobolsk, Sibérie.
 
Religieuses: (Doménicaines de Moscou)
1. Abrikossoff Anna, Mère Supérieure, détenue en prison à Tobolsk.
2. Vakhevitch Hélène.
3. Entkevitch Galina.
4. Serebrennikova Anna.
5. Tzvetkova Nadejda.
6. Komoarovsky Marie.
7. Selenkova Anasthasie.
8. Tomiloff Tatiana.
9. Tzibina Nadejda.
10. Spetchinsky Olga.
11. Khméleff Véra.
12. Pojarsky-Vassileny Nina.
13. Gotovzeff Catherine.
14. Davidiuk Anne.
15. Gorodetz Véra.
16. Krylevsky Raïssa.
17. Eismond Sophie.
18. Kouznetzoff Valentina.
 
Religieuses : (de l’Ordre de S. Basile à Petrograd).
1. Danzas Julie.
 
Laïques :
(hommes)
1. Novitzky Donat, de Moscou.
2. Balachoff Vladimir,      "
3. Fedoroff Boris,              "
4. Gotovtzeff Victor          "
5. Zernoff Vladimir           "
6. Kriutchkoff Dimitri de Petrograd.
 
(femmes)
7. Ivanoff Sophie, de Moscou.
8. Sapojnikoff Tamara   "
9. Posen Catherine         "
10. Fedoroff Hélène       "
11. Tirié Olga                 "
12. Nefedieva Hélène, de Petrograd.
13. Podlivakhine Capitoline    "
14. Hildebrandt Lydie              "
15. Préobrajensky Anasthasie  "
 
Total 39 catholiques Russes arrêtés ou exilés. Doivent être ajoutées à ce nombre
1.) Posséipal, Tchèque de Petrograd
2.) Joukovsky, Polonaise de Moscou, toutes deux arrêtées avec les Russes.
 
Le nombre total des prisonniers est donc de 41.
Le lieu de détention de la majorité est inconnu, ainsi que la gravité et la durée des peines infligées.
 
 
Allegato N°2
Copia.
 
Traduzione di una lettera del Prelato di S. S. Mons. Okolo-Kulak, indirizzata da Varsavia al Procuratore dell’Esarca dei Russi Cattolici P. V. Abrikossoff a Roma.
 
17. XI. 1924.
Marowicka 11/31. (Varsavia).
 
Reverendissimo Padre.
 
Mi affretto di comunicarvi una sgradevole notizia, e precisamente che i bolscevichi oppongono delle difficoltà insormontabili alla “sostituzione personale” (ossia scambio) dei cattolici orientali. Essi hanno fin’ora escluso dalla lista le suore Abrikossova Anna, Danzas Giulia, le signore Posseipol Anna (czeka) e Giukovska (polacca) coinvolte nell’affare, come pure i sacerdoti Fedorov (Esarca), Alexandrov, Akulov e Deibner. Sebbene i bolscevichi non hanno il diritto di escludere le persone entrate sulle liste (per lo scambio) in virtù della convenzione con la Polonia, essi sembrano pronti a compromettere la stessa convenzione per lo scambio, pur di non rilasciare i russi, e impostano la questione sul terreno di una “offesa allo stato russo” di rendere dei russi alla Polonia. Fin’ora io non perdevo speranza, perché il nostro funzionario del Ministero degli Esteri residente a Mosca (ottima persona munita di istruzioni da Varsavia e spinta dalle mie preghiere personali) faceva del tutto per strappare il consenso ai bolscevichi, - ma invano. Siccome questo problema sospende lo scambio di 220 altre persone (di cui i bolscevichi hanno fucilato 7 durante le trattative), la Polonia dovrà rinunziare alla liberazione di questi russi; però un ordine in questo senso non è ancora partito per Mosca.
Nel contempo UNA PERSONA BENE INFORMATA DELLA MATERIA MI HA COMMUNICATO OGGI CHE IN UNA VIOLENTE DISCUSSIONE SULL’AFFARE CON LA G.P.U. (Ceka) A MOSCA; AVVENUTA NON PIU’ TARDI DI 4 GIORNI FA PER OTTENRE LA NON ESCLUSIONE DELLE PERSONE INDICATE, LE FU FATTO INENDERE CHE I BOLSCEVICHI NON LE RILASCERANNO DIETRO UNA RICHIESTA DEL VATICANO.
Perciò tentate di ottenere che il Vaticano entri in trattative con Jurenev (ambasciatore bolscevico a Roma); forse per questa via si otterrà qualche cosa.
Vi allego una lista dei cattolici russi che si trovano in prigione, ricevuta da Mosca.
                       (f-to) Ant. Okolo-Kulak.
In quanto riguarda il Protonotario Apostolico l’Escara Fedorov, vi è poco da sperare per la sua liberazione. Egli si trova nella prigione di Butyrki (Mosca), molto isolato; il suo stato psichico è penoso, perché ha i nervi molto scossi. In quanto ai russi, per considerazioni di opportunità essi sono stati divisi all’atto della compilazione delle liste per lo scambio in due gruppi; nel primo sono entrati: i sacerdoti Fedorov, Alexandrov, Akulov e Deibner, e le suore Abrikossova Anna e Danzas Giulia. La G.P.U. (Ceka) si rifiuta di rilasciare questo gruppo.
Gli altri dovevano includersi in una seconda lista. Ma i bolscevichi avvertono che non rilasceranno alla Polonia nessuno dei russi cattolici. Stanno dunque in prigione 39 persone (russe).
                         (f-to)  O.-K.
 
 
Allegato N°3
Copia.
 
Oggetto: Liberazione dei russi cattolici detenuti dal governo dei soviet.
 
PRO MEMORIA.
 
Il Governo Polacco, coadiuvato dal Prelato Domestico di S. Santità Mons. A. Okolo-Kulak, della arcidiocesi di Mohilev, attualmente residente a Varsavia, si è interessato della sorte dei russi cattolici (sacerdoti, suore e laici) che si trovano nelle prigioni dei soviet o in esilio, ed è venuto in loro soccorso: 1) includendoli in liste personali per lo scambio a norma della relativa convenzione fra Polonia ed i soviet; 2) procurando loro dei soccorsi materiali mediante invio di denaro ed altro.
I russi cattolici compresi negli elenchi sono 39 ai quali si debbono aggiungere una signora czeka ed una signora polacca, coinvolte nello stesso affare (v. allegato N°1).
Per ciò che riguarda la loro liberazione, considerazioni di tattica hanno consigliato di dividere le vittime in due gruppi distinti. Sono inclusi nel primo gruppo i sacerdoti: Protonotario Apostolico Fedorov Leonida, Esarca dei Russi Cattolici, detenuto nella prigione di Butyrki a Mosca; Alexandrov Nicola, curato della chiesa orientale cattolica russa della Natività della B. Vergine Maria, decano del distretto di Mosca, elemosiniere della comunità delle suore Dominicane a Mosca, detenuto anch’egli in una prigione di Mosca; Akulov Epifanio vicario della chiesa cattolica orientale dello S. Spirito a Pietrogrado, pure detenuto a Mosca; Deibner Giovanni, sacerdote di Pietrogrado, detenuto nel campo di concentramento a Suzdal. Fanno parte delle stesso primo gruppo le suore: Abrikossova Anna, Superiore della congregazione regolare delle Domenicane di III Ord. a Mosca, detenuta nella casa di correzione di Tobolsk (Siberia); Danzas Giulia, Superiore della congegrazione dell’Ordine S. Basilio a Pietrograd, detenuta al campo di concentrazione a Suzdal.
Gli altri dovevano essere iscritti nel secondo gruppo, ma i soviet rifiutarono di rilasciare le persone comprese nei primo gruppo, negando pure lo scambio per le signore Posseipol (czeka di Pietrogrado) e Giukovskaia (polacca di Mosca), detenute tutte le due nelle prigioni di Kostroma, ˗ e dichiarono che nessuno dei russi cattolici sarà rilasciato alla Polonia. PERO I BOSCHEVICHI FECERO INTENDERE CHE SAREBBERO DISPOSITI DI RILASCIARLI DIETRO RICHIESTA DELLA S. SEDE.
A conferma di quanto sopra si allega alla presente copia-traduzione della lettera di Mons. A. Okolo-Kulak da Varsavia al Procuratore Generale dell’Esarca dei Russi Cattolici P. V. Abrikossoff a Roma (v. allegato N°2).
Si desidererebbe perciò di vedere se non sarebbe possibile alla S. Sede di entrare in opportune trattative col rappresentante dei soviet a Roma (Juenev) o in altro luogo che si stimasse meglio indicato, onde ottenere la liberazione delle suddette persone.
Per quanto riguarda i soccorso materiali, ˗ i relativi mezzi sono stati elargiti sin’ora dal governo placco e dalla Società di Soccorso agli affamati in Russia con sede a Varsavia, di cui Mons. A. Okolo-Kulak è vice-presedente (v. allegato N°3).
Sarebbe perciò desiderabile di vedere se non potrebbe la S. Sede provvedere all’assicurazione anche nel futuro di tali invii pecuniari ed altri sia per mezzo della suddetta Società (Mons. Okolo-Kulak) sia in altro modo.
 
25 novembre 1924.
 
 
 
Allegato N°4.
Copia.
 
Estratto-tradotto dalla lettera di Mons. Okolo-Kulak al P. V. Abrikossoff, in data 21 Settembre 1924.
 
…”I detenuti sono soccorsi materialmente; i mezzi sono concessi tanto dal governo polacco quanto dalla Società di Soccorso agli Affamati in Russia, di cui sono vice-presidente, che manda il denaro da Varsavia” …

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Dokument Nr. 73

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1924-1935),
Scat. 28,
Fasc. 181,
Fol. 31r-32r

Datum: 15. April 1929
Verfasser: Josef Neugum
Empfänger: Kommission Pro Russia
Inhalt: Bericht von Neugum aus Odessa vom 15. April 1929 über die Folgen atheistisch-staatlicher Politik und über die Verhaftungen von Geistlichen.
Copia della lettera del canonico Giuseppe  N e u g u m , parroco e decano di Odessa.
Odessa 15/IV. 1929
 
Die Zeit rückt voran, und das Rad der Verfolgung bewegt sich von Tag zu Tag heftiger. Die Atheistenzellen greifen in wilder Front wutschnaubend die Religion an, die Diener derselben in schänderhafter Weise durch die Presse, die bei uns nur eine Richtung hat, verleumdend, um die Herde zu zerstreuen, nachdem man die Hirten geschlagen hat.
Ein Glück, dass dieses Gesindel mit seiner Lügenpresse bei der breiten Masse nach Verdienst alle Verachtung erntet. Die unbeschreibliche Armut und die schreiende Not auf allen Gebieten des Lebens lassen den Hass des Volkes gegen seine Herrscher mit jedem Tage stärker heranwachsen. Der Horizont ist sehr trübe und die Atmosphäre erstickend. Die komm. [kommunistischen] Jugendzellen fassen auch schon in unseren katholischen Dörfern Fuss, so dass wir infolgedessen viele beweinenswerten Ereignisse zu verzeichnen haben. Die Unzucht in grässlichster Art ist die Folge der neuen Jugendkultur. Wer neben draussen steht [sic!], kann sich kaum in die Intensivität und die Tragweite im Verderben dieses Giftes hineindenken. Energievolles Eingreifen der Priester auf diesem Gebiete hat deren Einkerkerung zur Folge. Jeder Fall verlangt seine besondere pastorelle Klugheit. Drei junge Priester aus unserer Mitte im Süden der Diözese Tiraspol sitzen in den Gefängnissen. Ich hoffe, dass einer von diesen bald frei sein wird. P. Wardidse in Tiflis ist noch arretiert; er ist wahrscheinlich selbst schuld an seinem Schicksal, wie mir aus Tiflis berichtet wurde. Der liebe Gott wird ihm ja wieder zur Freiheit verhelfen. Wer ist ohne Fehler!
In den vergangenen Jahren hatten wir die Erlaubnis, Kinder zur ersten hl. Kommunion in Gruppen, aus drei bestehend, zu unterrichten. Heuer ist die Lösung dieser Frage mit großen Schwierigkeiten verbunden. Wie das Ende davon aussehen wird, weiss ich noch nicht. Jedenfalls werden wieder einige hineinfallen.
Die Verwaltung der Diözese im Süden ist noch in den Händen des Prl. Kruschinsky.
 
Pro Brev., Codice et aliis gratias vel maximas ago.
 
Kniegebeugt vor dem Hl. Vater küsse ich in tiefster Verehrung dessen hl. Fuss, um den Apostolischen Segen bittend.
 
Od.15/IV.1929.
 
[gez.] Can. Jos.  N e u g u m

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Dokument Nr. 74

6. Repression

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 61668

Datum: 22. Februar 1930
Verfasser: von Dirksen, Botschafter, Deutsche Botschaft in Moskau
Empfänger: Auswärtige Amt
Inhalt: Bericht der Deutschen Botschaft Moskau an das Auswärtige Amt im Jahre 1930 über die durch sowjetischen Druck erzwungenen Amtsniederlegungen einiger katholischer und mennonitischer Geistlicher.
Deutsche Botschaft
An das Auswärtige Amt
 
Moskau, den 22. Februar 1930.
Inhalt: Amtsniederlegung römisch-katholischer Geistlicher.
 
3 Durchschläge
 
In der letzten Zeit werden in der Presse wieder häufiger Fälle verzeichnet, in denen Geistliche sich von ihrem Beruf lossagen, diesen selbst als gegenrevolutionär und antisozial bezeichnen und sich für die Zukunft des „sinnigen Proletarierstaat der Welt“ zur Verfügung stellen. Es ist bekannt, wie derartige Erklärungen zustandekommen: Durch Drohung mit Gefängnis, jahrelanger Verschickung oder gar der Todesstrafe, oder mit Zwangsmaßnahmen gegen die Familienangehörigen werden die Betreffenden veranlasst, ihnen vorgelegte Schriftstücke zu unterschreiben, die alsdann sofort in der Presse propagandistisch verwertet werden.
Während es sich nun in der Regel der Fälle hierbei um orthodoxe Geistliche handelt, sind in den letzten Monaten auch einige Fälle bekannt geworden, in denen römisch-katholische Geistliche solche „Erklärungen“ abgegeben haben. So teilte kürzlich der katholische Priester in Taschkent  R u t e n i s  in einer an den Bundes-S.I.K. gerichteten Erklärung mit, er habe den Entschluß gefaßt, sein Priesteramt niederzulegen, weil er zu der Überzeugung gelangt sei, daß die Religion nur den besitzenden Klassen diene, den Fortschritt hemme und der Wissenschaft widerspreche. Er wolle für die arbeitenden Massen arbeiten und bitte, ihn in die Sowjetbürgerschaft aufzunehmen, da er in das katholische Litauen nicht mehr zurückkehren wolle.
Ferner haben nach einer TASS-Meldung aus Minsk von November vor. Js. [vorigen Jahres] in den letzten Monaten in verschiedenen Pfarren Weißrußlands drei römisch-katholische Geistliche namens  S h a n o i s a k ,  W o l y n e s  und  S a k  ihrer Priesterwürde entsagt. Alle drei haben in der Presse veröffentlichte Erklärungen abgegeben, die dem üblichen Schema entsprechen und sich in den Ausdrücken der Sowjetetymologie bewegen.
Auch der römisch-katholische Pfarrer  G r a f , über dessen Prozess in Simferopol anderweitig berichtet worden ist (vgl. z. B. den von der Botschaft am 25. vor. Mts. [vorigen Monats] weitergeleiteten Bericht des Konsulats Odessa von 14. vor. Mts. [vorigen Monats] KWU 3) hat der Presse zufolge in seinem Schlußwort vor Gericht seinen Austritt aus dem geistlichen  Stand erklärt und seine geistliche Bestallung zerrissen.
In Zusammenhang hiermit sei noch erwähnt, daß, wie die deutschsprachige kommunistische Presse der Sowjetunion meldet, auch mehrere mennonitische Prediger in der letzten Zeit sich von ihrem Beruf losgesagt und die von ihnen vorgebrachte Lehre als irrig und den Interessen der werktätigen Bevölkerung zuwiderlaufend bezeichnet haben.
 
gez. v. Dirksen.

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Dokument Nr. 75

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1925-1945),
Scat. 22,
Fasc. 141,
Fol. 14r

Datum: 13. Juni 1930
Verfasser: Einwohner der Stadt Saratov
Inhalt: Katholiken aus Saratov bitten im Vatikan um Hilfe für den Priester Augustin Baumtrog, der 1930 festgenommen wurde und dessen Leben in Gefahr ist.
Della lettera dei Cattolici di Saratov
 
Giunta il 13 Giugno 1930
 
«Le 31 janvier 1930, avec toutes les personnes habitant chez lui, a été arrêté l’Administrateur Apostolique d’une partie du diocèse de Tiraspol, le Chanoine, Doyan et le Curé de l’Eglise Catholique St. Clement à Saratov, Augustin Baumtrog que vous  connaissez personnellement».
«Le Pasteur, Augustin Baumtrog, très vénéré de se ouailles, se trouve prisonnier depuis le 31 janvier jusqu’à ce jour et l’ont ne remarque aucun signe d’avancement dans son affaire. Avec tout cela il fondé de croire que sa vie se trouve en danger : sa santé s’affaiblit de jour en jour. Notre vénéré Doyen est interné dans un endroit qui l’isole, non seulement de toute communication avec les vivants, mais aussi qui le prive de toutes les conditions élémentaires d’hygiène, lui limitant même les produits, les vêtements, etc. et l’absence d’une nourriture convenable.»
… «Nous nous adressons à vous, pour la gloire et l’exaltation de l’Eglise Catholique en Russie, nous vous supplions de venir en aide….»
 

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Dokument Nr. 76

6. Repression

Evangelisches Zentralarchiv in Berlin (EZA),
5/212

Datum: 3. Juni 1931
Verfasser: von Twardowski, Deutsche Botschaft in Moskau
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Die Deutsche Botschaft in Moskau bekräftigt, dass kein Geistlicher in der Sowjetunion rein wegen seiner seelsorgerischen Tätigkeit verhaftet wird. Vielmehr werden, um insbesondere Kritik aus dem Ausland zuvorzukommen, immer Gesetzesverstöße vorgebracht.
Abschrift IV Ru 3005.
 
Deutsche Botschaft
Moskau, den 3. Juni 1931
 
Auf den Erlass vom 12. Mai d. J. – IV Ru 2135 Ang. II.
 
Zur Frage der Verhaftung von Geistlichen in Sowjetrussland darf ich noch folgendes bemerken:
Der Botschaft ist kein Fall bekannt, wo bei Inhaftierung eines Geistlichen in der Sowjetunion als Haftgrund die Ausübung der seelsorgerischen Tätigkeit gegolten hätte. Vielmehr stützt sich der Verhaftungsbefehl stets auf einen Verstoss gegen die Landesgesetze. Ich erwähne hier nur die Fälle der Pastoren Hansen und Muß, welche im Dezember 1929 in Leningrad verhaftet wurden, weil sie die Gründung einer den Gesetzen widersprechenden Jugendorganisation mit Statuten und Vereinszeichen betrieben hatten (vergl. Bericht Leningrad vom 27.12.1929, Tgb.Nr. 2947/28, Tgb. der Botschaft E/3 v. 3.1.30). Bekannt sind ferner die Anschuldigungen wegen ungesetzlicher Verbindungen mit dem Auslande, die häufig eine Rolle spielen, so in dem grossangelegten Prozess gegen den Pastor Koch, Grossliebenthal bei Odessa (vgl. Bericht Odessa, Kwu vom 23. Juni 1930, Tgb. der Botschaft E/469 vom 28.6.30) und neuerdings im Falle des Pastors Heine (vgl. Bericht Tiflis A 94 vom 5. Mai 1931, Tgb. der Botschaft E/251 vom 29. Mai 1931), oder wegen Nichtzahlung von Steuern (vgl. Bericht Charkow Tgb. Nr. 170 vom 7. Juli 1930 über das Gerichtsverfahren gegen Pastor Math, Tgb. der Botschaft E/496 vom 12. Juli 1930).
Es liegt mir daran, dies noch einmal zu unterstreichen, da meist die Meinung vertreten ist, dass der Sowjetstaat, der die Freiheit der Religionsausübung in seiner Verfassung verankert hat, sich nicht scheut, Geistliche lediglich wegen Ausübung der seelsorgerischen Tätigkeit ins Gefängnis zu werfen. So einfach liegen die Dinge nicht, vor nackter Willkür ohne einen Schein des Rechtes scheut man hier wegen der Stimmung im Auslande zurück und auch der Fall des im Frühjahr verhafteten Oberpastors Mayer in Tiflis scheint auf Verstösse gegen die Gesetze hinauszulaufen, die, wenn auch gänzlich untergeordneter Natur, doch von den Sowjetbehörden im geeigneten Moment ausgenutzt werden, um unerwünschte Elemente zu beseitigen.
gez. v. Twardowski
 
An das Auswärtige Amt Berlin.

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Dokument Nr. 77

6. Repression

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 62247

Datum: 26. November 1931
Verfasser: v. Dirksen, Botschafter, Deutsche Botschaft in Moskau
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Bericht der Deutschen Botschaft in Moskau, vertreten durch v. Dirksen, über die Lage der religiösen Gemeinschaften in der UdSSR vom 26. November 1931.
Deutsche Botschaft, Moskau, v. Dirksen, an Auswärtiges Amt, Berlin
 
Deutsche Botschaft
Moskau, den 26. November 1931
Durchschlag
Inhalt: Lage der religiösen Gemeinschaften in der UdSSR
 
Vertraulich
 
Die bolschewistische Revolution des Jahres 1917 traf auf eine in ihrem Bestande durch die Verschickung und Abwanderung von Reichsdeutschen während des Krieges stark geschwächte lutherische Kirche; in der russisch-orthodoxen Kirche, die durch den Sturz des Zarentums ihren starken äusseren Rückhalt verloren hatte, war nach vielen Wirren die Wiedereinführung des Patriarchentums grundsätzlich beschlossen, als der bolschewistische Umsturz eintrat. Trotz des antireligiösen Kurses der neuen Staatsleitung blieben die Kirchen aber zunächst im wesentlichen unversehrt, und erst die schweren Lebensverhältnisse, die in der grossen Hungersnot des Jahres 1921/22 einen erschütternden Ausdruck fanden, rüttelten erneut an ihren Grundfesten. Zahlreiche Pastoren und Geistliche, besonders der lutherischen Kirche, wanderten ab; zahlreiche Gemeinden lösten sich auf.
Unter der Losung, den von der Hungersnot bedrängten Volksteilen zu helfen, erliess die Sowjetregierung das Dekret zur Beschlagnahme der Kirchenschätze. Indem der Moskauer Patriarch darauf die von ihm bis dahin verfolgte Linie der Loyalität gegenüber der Regierung verliess und sich in einem Aufruf gegen die Herausgabe der Kirchenschätze wandte, schwächte er in dieser für das Volksempfinden bedeutsamen Frage die Position der Kirche, so dass der nunmehr verstärkt einsetzende Druck sich auch die innerhalb der Kirche auftretenden Gegensätze zu nutze machen konnte. Die Antikirchenbewegung erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren 1926/29, besonders als das Kollektivierungsproblem in den Mittelpunkt des innerpolitischen Geschehens trat. Die Diener der Kirche wurden jetzt als Gegner der Kollektivierung und damit als Gegner des Staates gebrandmarkt und in grosser Zahl, teilweise mit den allerschwersten Strafen, gemassregelt, zahllose Kirchengebäude wurden geschlossen und für andere Zwecke nutzbar gemacht.
Die neueste Entwicklung zeigt eine Beruhigung. Seitdem die massgebenden Stellen in der Sowjetunion die Überzeugung gewonnen haben, dass der Kirche das Rückgrat gebrochen ist, und sie daher nicht mehr als unmittelbar staatsgefährliches Element in Betracht kommt, sind die Gewaltmassnahmen durch ein System abgelöst worden, das milder in der Form ist, dem Wiederaufleben des religiösen Lebens jedoch auch weiterhin unüberwindliche Schranken setzt.
Wichtig für die Kirche ist vor allem, dass jetzt Kirchen grundsätzlich nur noch dann geschlossen werden dürfen, wenn sich die betreffende Kirchengemeinde aufgelöst hat oder ausserstande erklärt, die mehr hohen Unterhaltungskosten (Grundrente, Spesen für Gebäudereparaturen, für das vorschriftenmäßige Personal, Beheizung und Beleuchtung), zu tragen. Es genügt also nicht mehr, wie bisher, der Beschluss irgendeiner lokalen Organisation. Es erfolgt dann gewöhnlich eine Ausschreibung der Kirche, worin diese in einer bestimmten gesetzlichen Frist einer etwa neu zu bildenden Gemeinde angeboten wird. Unberücksichtigt bleiben diese Bestimmungen allerdings in den Fällen, in denen ein Kirchengebäude ein Verkehrshindernis bildet oder einer Neuplanierung der Stadt hemmend im Wege steht. Dann erfolgt meistens der Abbruch der Kirche, wobei das Kirchengerät an andere Gemeinden übergeben wird.
Die in den Direktiven des Finanzkommissariats der U.d.SSR vom 24. Februar 1931 über die Besteuerung von Kirchen und Geistlichen (vgl. Bericht B/108 vom 3. März d. J.) zum Ausdruck gelangte Milderung der finanziellen Lasten hat für die Kirche keine praktischen Folgen gehabt, da die Leistungsfähigkeit der Gläubigen inzwischen weiter rapide abgenommen hat.
 
A. Russisch-orthodoxe Kirche
Nach der Revolution des Jahres 1917 bildeten sich neben der alten Patriarchalsynode vor allem die Kirche der Reformisten (lebendige Kirche) und die sogenannte unabhängige ukrainische autokephale Kirche. Die lebendige Kirche organisierte sich hauptsächlich in den ersten Jahren der NEP und stand unter der Führung des Moskauer Metropoliten Antonin, später Wsedenski. Sie erkannte weder den Patriarchen von Moskau noch die Synode an, hatte vielmehr ein eigenes Vollzugskomitee und lag mit der orthodoxen Kirche im Kampf, wobei sie sich sehr sowjetfreundlich gebärdete und das Gebet für die Sowjetregierung in den Gottesdienst einschloss. Das Vordringen der lebendigen Kirche und deren Begünstigung durch die Sowjets war vielleicht auch einer der Gründe für den Unfall des Patriarchen Tichon, der in seiner bekannten Loyalitätserklärung zum Ausdruck kam.
Die Errichtung der ukrainischen autokephalen Kirche stellte eine Reminiszenz an die Zeit vor Alexei Michailowitsch dar, als die ukrainische Kirche noch unmittelbar unter dem orientalischen Patriarchen stand und nicht von dem Patriarchen von Moskau abhängig war. Die in der Neuerrichtung der autokephalen Kirche liegende Parallele zu der historischen Selbständigkeit der ukrainischen Kirche erklärt sich wohl in erster Linie dadurch, dass in den ersten Jahren nach der Revolution von 1917 der ukrainische Nationalismus auch von Moskau aus gefördert wurde. Da das Schwergewicht des ukrainischen Nationalismus und der gesamten sogenannten illegalen Tätigkeit während der zaristischen Zeit seinen Hauptsitz in den Priesterschulen und Lehrerseminaren hatte, war es natürlich, dass sich auch später zwischen der Geistlichkeit und der bürgerlichen Intelligenz starke politische Berührungspunkte erhielten. Hinzu kam, dass zahlreiche kommunistische und nichtkommunistische nationalukrainische Intelligenzler im Staatsapparat der Ukraine starken Einfluss gewannen. Diese Kreise wurden vom Jahre 1927 ab unter dem Einfluss Moskaus wieder zurückgedrängt und konzentrierten sich schliesslich um die Akademie der Wissenschaften in Kiew. Von hier aus sollen sie wiederholt Verbindungen mit ostgalizischen bürgerlichen Gruppen gesucht haben. Das Ende bildete der grosse ukrainische „konterrevolutionäre“ Prozess vom Jahre 1929, der auch das Schicksal der autokephalen ukrainischen Kirche besiegelte.
Im Frühjahr 1931 haben sich, ohne dass irgendein Kongress stattgefunden hätte, auch die Organisationen der lebendigen Kirche, deren Priester vom Volke nicht anerkannt wurden, und die daher ihr Hauptziel, die alte Kirche durch eine Reform zu erneuern, nicht erreichte, aufgelöst und ihre Vereinigung mit der Moskauer Synode in Form einer einfachen Erklärung vollzogen.  E s  b e s t e h t   d a h e r , von gewissen unbedeutenden Enklaven abgesehen,  i n   d e r   S o w j e t u n i o n   a l s   g r o s s e   r u s s i s c h – o r t h o d o x e   K i r c h e n o r g a n i s a t i o n   n u r   n o c h   d i e   a l t e   P a t r i a r c h a l s y n o d e   u n t e r   L e i t u n g   d e s   P a t r i a r c h a t s v e r w e s e r s   v o n   M o s k a u .
Im einzelnen verdient noch folgendes erwähnt zu werden: Die russische orthodoxe Kirche besitzt augenblicklich, wohl aus materiellen Gründen, in der Sowjetunion kaum eine einzige Kathedrale mehr. Eine Ausnahme bildet vielleicht nur die Kasanski Kathedrale in Leningrad, die aber auch nur noch zeitweise benutzt wird. Die grosse Erlöser-Kathedrale in Moskau wurde vor ihrer Schließung anderen gläubigen Gemeinden „im Sinne des Kirchengesetzes“ angeboten, nachdem sich die in der NEP-Periode zusammengetretenen „Gemeindegläubigen“ als ausserstande erklärt hatten, die Unterhaltungskosten für die Kirche weiter zu bezahlen. Aber die Priesterschule der russisch-orthodoxen Kirche in Leningrad wird fortgeführt; und nachdem die Zeitschrift „Prawoslawny Blagowestnik“ seit 1917-18 ihr Erscheinen einstellen musste, gibt das Patriarchat in Moskau seit einiger Zeit wieder eine Zeitschrift heraus, die monatlich erscheint und neben Artikeln religionspolitischen Charakters (z.B. Gegensatz zwischen Vatikan und Moskauer Patriarchat in der Frage der Kirchenverfolgung durch die Sowjets) sämtliche Verfügungen des Patriarchats und einen Kirchenkalender enthält, worin der Gottesdienst in den einzelnen Gemeinden angekündigt wird.
 
B. Evangelisch-lutherische Kirche.
Die evangelisch-lutherische Kirche in der Sowjetunion hat, - da sie vom Zarismus nicht als Werkzeug der Staatsmacht benutzt, im Gegenteil sogar angefeindet wurde, - in den Jahren nach der Revolution relativ weniger zu leiden gehabt; trotzdem ist auch ihre Organisation schwer erschüttert worden. Sie steht nur mehr auf den Persönlichkeiten der beiden Bischöfe Malmgren in Leningrad und Meyer in Moskau, und ihr Fortbestand in dem augenblicklichen Umfange ist zu einem nicht unerheblichen Teile durch die Unterstützungen bedingt, die der Kirche vom Weltbund, aus Deutschland und anderen Teilen Europas auf dem Wege über die Staatsbank der U.d.SSR zufliessen.
Während nach der alten Einteilung für das Gebiet des Russischen Reiches mindestens 110 Pastoren vorgesehen waren, - tatsächlich amtierten im Jahre 1913 sogar 193 Pastoren, - sind augenblicklich nur noch etwa 50 lutherische Pastoren in der Sowjetunion seelsorgerisch tätig. 24 Pastoren sind verhaftet, verschickt oder gemassregelt, so dass sie ihre Tätigkeit nicht ausüben können. Die Verhaftungen liegen allerdings fast sämtlich vor 1931 oder sogar vor 1930. Im laufenden Jahre haben sich Freilassungen und Verhaftungen etwa die Wage gehalten. Für die verschickten Pastoren ist insofern eine Erleichterung eingetreten, als sie sich am Verbannungsorte frei bewegen dürfen.
Unter dem Einfluss der kraftvollen Persönlichkeit des Bischofs Malmgren ist es mit Duldung der Regierung bisher gelungen, die Heranbildung eines Nachwuchses in gewissem Umfange aufrechtzuerhalten. Im Jahre 1928 sind 14 Absolventen aus dem Theologischen Seminar in Leningrad hervorgegangen. Die Arbeit in diesem Seminar hat in der letzten Zeit eine geringe Erleichterung erfahren dadurch, dass die Behörden in bezug auf die Lebensmittelversorgung ein grösseres Entgegenkommen zeigen. Gleichwohl darf kein Zweifel darüber bestehen, dass das Seminar und seine Entwicklung mit Bischof Malmgren steht und fällt.
Von den rund 2000 lutherischen Gotteshäusern in Sowjetrussland vor dem Weltkriege ist nur noch ein ganz geringer Teil an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Pastoren sind in den grossen Städten, d.h. in Leningrad, Moskau, Charkow, Riga, Odessa, vorhanden und sonst über die ganze Union verteilt. Die meisten befinden sich in den Wolga- und ukrainischen Kolonien. Hier waren Ende 1930 für etwa 150.000 Seelen 21 Pastoren tätig. Im Norden sind keine Pastoren, in Sibirien nur noch zwei. Der Anschluss der lutherischen Kirche Transkaukasiens ist auch auf der zweiten im September 1928 von Bischof Meyer nach Moskau berufenen Generalsynode nicht zustande gekommen, so dass die transkaukasische Kirche mit Ausnahme von Baku und Batum nicht dem Oberkirchenrat in Moskau untersteht. Der Tifliser Oberpastor Meyer, das Haupt der transkaukasischen Kirche, befindet sich noch in Haft.
Die Mitgliederzahl der lutherischen Gemeinden, die im Jahre 1926 auf dem ganzen Gebiet der Sowjetunion noch etwa 1 Million betrug, hat sich inzwischen stark vermindert. Über ihre augenblickliche Stärke ist man selbst in Moskau nicht genau unterrichtet, da ein Teil der zahlenden Mitglieder ihre Namen nicht in die Listen einträgt. Wie stark aber die Gemeinden zusammengeschmolzen sind, mag daraus ersehen werden, dass in einer Gemeinde die Zahl der jährlichen Konfirmanden, die vor einigen Jahren noch etwa 60 – 70 betrug, jetzt auf etwa 10 gesunden ist.
Im letzten Jahre ist die Haltung der Sowjetregierung, wohl in Zusammenhang mit den guten politischen Beziehungen zu Deutschland äusserlich der evangelischen Kirche gegenüber milder geworden. So wurden einige Entlassungsanträge von Pastoren aus der Sowjetstaatsangehörigkeit genehmigt, auch sind verschiedene Pastoren aus der Haft entlassen worden. Endlich hat die Sowjetregierung im Sommer 1931 dem Bischof Malmgren eine Reise nach Deutschland gestattet, nachdem er sich zwei Jahre lang vergeblich darum bemüht hatte. Bischof Malmgren, der inzwischen wieder in sein Amt nach Leningrad zurückgekehrt ist, hat auf Einladung des Sowjetbotschafters mit diesem eine Unterredung in Berlin gehabt, wobei er ihm die Wünsche der Kirche eingehend auseinandersetzte und die Zusage erhielt, dass diese Wünsche an zuständiger Stelle vertreten werden würden. Unter diesen Umständen hielt der Präsident des Oberkirchenrats den Augenblick für gekommen, im Oktober 1931 ein Besuch an Kalinin zu richten, worin er unter Bezugnahme auf entsprechende noch unerledigte Gesuche aus früherer Zeit um die Haftentlassung sämtlicher evangelischer Pastoren in der Sowjetunion gebeten hat.
 
C. Römisch-katholische Kirche.
Die Lage der römisch-katholischen Kirche ist aus verschiedenen Gründen schwieriger als die der übrigen Kirchen.
Unter vorwiegend aussenpolitischen Gesichtspunkten hat die Sowjetregierung die katholische Kirche von Anfang an mit der polnischen Kirche gleichgesetzt und sie mit der nationalistischen Politik Polens identifiziert. Nach dem Auftreten des Papstes gegen die Sowjetunion wurde die römisch-katholische Kirche in den Augen der Regierung ein wichtiges Glied der Antisowjetfront.
Man kann die katholische Kirche in der Sowjetunion keineswegs als rein polnisch bezeichnen, wie etwa die evangelisch-lutherische Kirche hier als deutsch, obwohl auch in ihr starke baltische und andere Minderheiten vorhanden sind. Der polnische Katholizismus ist sporadisch über ganz Sowjetrussland verstreut, deutschstämmige Katholiken befinden sich hauptsächlich in geschlossenen Siedlungen an der Wolga und in der Ukraine.
Verhaftungen katholischer Pfarrer waren auch in deutschstämmigen Kreisen sehr stark. Soweit der Botschaft bekannt ist, befinden sich augenblicklich etwa 33 deutschstämmige katholische Pfarrer in Haft oder Verbannung; zwei polnisch-katholische Pfarrer in Moskau sind noch im Jahre 1931 verhaftet worden. Dadurch, dass sich das religiöse Leben der Katholiken in besonderem Masse um den Ritus konzentriert, macht sich der Mangel an Geistlichen naturgemäss besonders fühlbar. Ausserdem tritt noch die Kollektivierung auf dem Lande als erschwerendes Moment hinzu, wodurch der Tätigkeit der Pfarrer allmählich der Boden entzogen wird. Dies ist besonders in den deutschstämmigen Kolonien an der Wolga zu bemerken.
In diesem Zusammenhange gewinnen auch die Verkehrsbeschränkungen an Bedeutung, die den Geistlichen auferlegt werden. So hat man dem apostolischen Administrator für die Krim versagt, seinen Sitz entsprechend dem Plane nach Odessa zu verlegen. Er muss in Simferopol bleiben, wo er ausserdem jeden Gang, auch für seelsorgerliche Zwecke, bei den Behörden anzumelden hat.
Auch der Versuch, in Leningrad ein Priesterseminar ins Leben zu rufen, ist bisher nicht gelungen. Die Frage des Nachwuchses bleibt daher für die katholische Kirche in der Sowjetunion seither ungelöst.
Bemerkenswert ist es, dass trotz aller dieser Schwierigkeiten bisher kein einziger katholischer Geistlicher bei der Botschaft den Antrag auf Einbürgerung gestellt hat. Mangels einer einheitlichen Oberleitung der katholischen Kirche in der Sowjetunion ist es überhaupt schwierig, authentische Nachrichten von leitender Stelle zu erlangen.
 
D. Israelitische Glaubensgemeinschaft.
Die Lage ist unverändert mit Ausnahme von Weissrussland, wo ein starker administrativer Druck seitens der Behörden ausgeübt wird. Die Gründe für diese Haltung der Regierung sollen darin zu suchen sein, dass die Rabbiner mit der Arbeiterschaft in eine den Behörden unangenehme Verbindung gekommen seien. Die sogenannten Wunderrabbis sind von den Behörden sämtlich als Betrüger verschickt worden. Auch das Verbot des Religionsunterrichts soll von den Rabbinern wiederholt durchbrochen worden sein. Schliesslich spielt auch hier vor allem der Verkehr mit polnischen Elementen eine bedeutende Rolle.
 
    1.  Z u s a m m e n f a s s e n d
kann über die augenblickliche Lage der Kirchenorganisationen in der U.d.SSR gesagt werden, dass diese trotz der in mancher Beziehung vielleicht entgegenkommenderen Haltung der Regierung mehr und mehr zerbröckeln, weil die Mittel zur Aufrechterhaltung der Kirche fehlen. Man könnte hier fast an das Wort Jakob Burckhardts denken, dass keine Kirche sich auf die Dauer halten kann, wenn der Staat unter Anwendung seiner Machtmittel gegen sie Front sucht. Charakteristisch sind die in zunehmendem Masse in den Zeitungen erscheinenden Veröffentlichungen über den „Zerfall der orthodoxen Kirche“. Es werden andauernd Listen veröffentlicht, die Namen von hohen und niederen Geistlichen enthalten, welche ihr Amt niedergelegt haben. Die Religiosität oder jedenfalls die Neigung zum Mystischen hat aber bemerkenswerterweise selbst in der hiesigen Jugend ihre Anhänger behalten. Dies zeigt sich in einem ausserordentlichen Anwachsen aller Sekten. Vor allem sind die Baptisten und Evangeliumschristen bevorzugt, die auch Geld aus Amerika erhalten und der Sowjetregierung bisher nicht besonders unbequem zu sein schienen. Noch vor zwei Jahren hat der Präsident der Evangeliumschristen ein Ausreisevisum zwecks Verhandlungen über den Fortbestand seiner Organisation erhalten. Anders steht es mit den eigentlich russischen Sekten, die schon von der Zarenregierung verfolgt wurden. Gegen sie hat die Regierung schon seit längerer Zeit scharfe Massnahmen angewandt. Trotzdem ist auch die Zahl der Anhänger dieser Sekten im Wachsen begriffen. Noch strenger ist die Haltung der Regierung gegenüber den zahlreichen neuentstehenden, den „illegalen religiösen Vereinen“. Durch eine Verordnung, die vor kurzem erschien, wird die Bildung von solchen Vereinen mit 3 Jahren Verbannung bestraft. Dass eine solche Verordnung nötig war, ist in Verbindung mit der immer stärker werdenden Pressekampagne gegen die Sekten ein Barometer für die Bewegung selbst, die sich halb unbemerkt vollzieht und wieder einmal den alten Hang der Russen zum Mystizismus stark hervortreten lässt. Wie der hieraus entstehenden Bewegung beizukommen ist, bildet offenbar den Gegenstand der Sorge der Regierung.
 
gez. v. Dirksen

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Dokument Nr. 78

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1924-1935),
Scat. 28,
Fasc. 181,
Fol. 44r-47v

Datum: 21. September 1933
Verfasser: Alexander Frison
Empfänger: Michel d’Herbigny
Inhalt: Alexander Frison berichtet Michel d’Herbigny am 21. September 1933 über die Lage der Priester in Sowjetrussland, die Verdrängung der Geistlichen aus dem öffentlichen Leben und die steigende Gefahr der Verfolgung für Priester. Frison leide keinen Hunger “dank dem H. Neffen” – ein Codewort für Neveu.
 C o p i a
Lettera di S. E. Mons. Frison a S. E. Mons. D’Herbigny del 21 sett. 1933 (L’originale fu ritenuto da Mons. D’Herbigny; la traduzione si trova nella pos. 507/ 28)
 
Laudetur Jesus Christus!
 
Reverendissime,
 
Seit längerer Zeit werden Eure Bischöfliche Gnaden von mir auf Nachricht warten; doch es ging ja nicht, wie ich gerne gewollt hätte, wie Sie das gut wissen.
Über den Stand der Verwaltung der Ap. Administratur Ihnen ein richtiges Bild zu geben, ist mir unmöglich. Die spärlichen Nachrichten, die mir Pr. Kruschinsky geben kann, lassen mich ja selbst im Unklaren. Übrigens ergeht es wohl ja jedem Priester wie mir. Man muss zu Hause sitzen und darf sich nicht zucken. Es ist mir unmöglich gemacht, auch nur einen Schritt auf die Dörfer zu machen, die zu meiner Pfarrei gehören. Nirgends darf ich hinkommen, ohne die betreffende Registration vorweisen zu können. Die Behörden chikanieren, wo sie können: ich werde von einer zur anderen gewiesen, und überall sagt man: „Das geht uns nichts an“, oder: „Das ist Sache der Gemeinde, diese müsse Sie registrieren lassen“. Nun hat man aber die Gemeinden so eingeschüchtert, dass niemand den Mut hat, seine Unterschrift auf ein betreffendes Bittgesuch zu setzen, da man beständig mit Repressalien droht. So muss ich denn hier ruhig sitzen und abwarten, bis jemand zu mir kommt. Das ist aber auch fast unmöglich gemacht. Die Kollektivwirtschaft anerkennt keine religiösen Bedürfnisse, gibt keine freien Tage in der Arbeitszeit, stellt keine Fuhrwerke zur Verfügung, um etwa eine Trauung oder Taufe vornehmen zu lassen. Die Kranken auf den Dörfern sterben alle unversehen, da ich nicht kommen darf und kann, und die Leute nicht hierher kommen können. Früher hat man hie und da noch Kranke auf dem Fuhrwerk gebracht, und ich habe manche versehen bei mir in der Wohnung, oder in der Kirche; jetzt ist das ganz weggefallen. Das ist auch das Los meines nächsten Nachbars, der auf einem kleinen Dörfchen sitzt und die umliegenden Dörfer nicht besuchen darf. Ja man macht ihm den Prozess, weil er einigemal es gewagt hat, mit Pferden zu fahren, die dem Kollektiv gehören; aber immer hat die Verwaltung sie gegeben. Er soll nun Schuld daran haben, dass  d i e  Pferde schwach wurden und nicht in die Arbeit eingestellt werden konnten, wie man es erwarten wollte. Dass aber kein Futter für die Pferde da war ausser Stroh, kommt dabei nicht in Betracht. – Wie man die Leute in die Irre führt, möge folgender Vorfall zeigen. Zu meiner Pfarrei gehört ein grosses Dorf, Kronental, mit einer schönen katholischen Kirche und auch einer lutheranischen. Nun gingen die Lehrer von Haus zu Haus mit Bittgesuchen, die den Leuten vorgelegt wurden zur Unterschrift; das eine – die Kirche zu schliessen das andere – für das Weiterbestehen. Man stellte die Forderung, eines  d e r  Schriftstücke zu unterzeichnen. Wollte jemand für das Weiterbestehen unterzeichnen, so drohte man mit Sibirien mit Ural etc., so dass die meisten so in die Enge getrieben das Bittgesuch für die Schliessung unterschrieben. Nur wenige hatten die Geistesgegenwart, um überhaupt nicht zu unterschreiben, was das Richtige gewesen wäre. Bis jetzt ist die Kirche noch nicht weggenommen, aber man lasst auch keinen Gottesdienst halten. Dasselbe wurde auch in einem anderen Dorf, Karamin, getan. So werden die Leute durch Schwindel und Trug um ihre Kirchen und schliesslich um ihren Glauben gebracht. Bei Odessa und Nikolajew ist, wie es scheint, noch etwas mehr Freiheit. Dort kommen noch bei kirchlichen Feierlichkeiten einige Priester zusammen und dürfen auch Funktionen verrichten. – Wenn unsere Gläubigen teilweise mutlos werden und sich auch zu Schritten verleiten lassen, die man nicht gutheissen kann, so ist das nicht zum Verwundern. Die Not ist groß der Druck stark der Spott grenzenlos. Viele wurden schon verschickt, und ein großer Teil von ihnen ist schon zu Grunde gegangen. Die Briefe vom Ural, von Archangelsk, von Sibirien  s i n d  herzzerreissend und schauerlich, so dass der Gedanke allein, dorthin verschickt zu werden, die armen Leute zu allem bereit macht, was ihnen nur vorgelegt wird. Die Not war in diesem Jahre sehr gross. Monatelang haben sich die Leute durchgeschlagen ohne ein Stückchen Brot, ohne ein Gramm Fett. Es gab auch Fälle, wo Leute verhungert sind, doch nicht sehr viele. In der Ukraine war es aber schrecklich. In Speier waren bis zum 6. August (vom 1. Jan.) 226 Tote, in Sulz 205, in Karlsruhe 108, in Landau 91, während früher kaum 10% von diesen waren. Das machte der Hunger und seine Folgen. Bei uns haben sich im Frühling die Brotlosen fast ausschliesslich von Gemüse und vom Grün genährt. Viele, die aufs Feld gezwungen wurden, haben sich Körbchen Akazienblüten mitgenommen und damit das Leben gefristet und dabei gearbeitet. Das waren nicht vereinzelte Fälle. Später kam dann Salat und Sauerampfer, darauf Kohl und Gurken. Das konnte natürlich keine Kraft geben, erhielt aber das Leben. Die Armen sahen auch danach aus. Ich hatte öfter Gelegenheit, einen oder den anderen zu sehen, wenn sie in die Stadt kamen. Sie waren kaum zu erkennen, wandernde Skelette, Haut und Knochen; man muss sich nur wundern wie sie überhaupt noch arbeiten konnten. Und das mussten sie, wollten sie nicht ganz zugrundegehen. Als es mal Aehren gab, wurden die Felder streng bewacht, damit es niemand wage, Aehren zu pflücken, es war unter schwerer Strafe verboten. Ebenso durfte beim Dreschen niemand was nehmen. „Non ligabis os bovis terentis in area“ heisst es in der hl. Schrift. Hier waren die Menschen schlimmer daran. Und dann sagt man noch, man wolle die Menschen glücklich machen, die Kollektivmitglieder sollen wohlhabend werden. Das sieht nicht danach aus! Ährenlesen ist strenge verboten. Dafür müssen die Schulkinder aufs Feld und müssen die Ähren zusammenlesen, aber wieder für den Kollektiv. Die Ernte war ziemlich gut hier, doch bekommen viele Dörfer keinen Weizen; bis die Norm ausgefüllt ist bleibt nichts mehr. Meistens bleibt den Leuten Gerste und Mais. Und alle sagen: „Gott sei Dank, wir werden wenigstens nicht hungern“. Ein solcher Boden ist auch nicht mehr so geeignet für das religiöse Leben. Die Armen gehen ganz im Kampf für ihr Leben auf. Dazu kommt die Agitation von allen Seiten. Es ist zum Staunen, was da geleistet wird. Ich glaube, keine Partei auf der Welt arbeitet so für ihren Zweck wie diese. Vom Kinde angefangen bis zum Greis, vom Morgen bis Abend, in der Schule, in der Fabrik, auf dem Felde, auf der Strasse, auf der Eisenbahn, im Hause, mit einem Worte überall setzt die Agitation ein gegen Gott, gegen Kirche, gegen Sittengesetzte, gegen Privateigentum, gegen Geistlichkeit, gegen Familienleben, nur für sich, für  d e n  Staat und die Partei. Und der Erfolg ist nicht zu unterschätzen: die Schule ist ganz in ihrem Fahrwasser, die Sittlichkeit fällt zusehends, das Familienleben wird schon meistens auf ihre Prinzipien eingestellt. Es ist fast unglaublich, wie das 7. Gebot aus der Beobachtung geschwunden ist: in allen Kreisen wird gestohlen, dass man nur staunen kann. Man findet das ganz natürlich, man ist nur besorgt sich nicht fangen zu lassen. Auch unter dem gläubigen Volke hat sich die Überzeugung festgesetzt, dass man  d e m  Staat, dem Collektiv gegenüber das 7. Gebot nicht mehr beobachten braucht. Und man kann ihm nicht ganz unrecht geben. Es gibt ja auch ein Gebot, den verdienten Lohn nicht vorzuenthalten. Der Sonntag ist ja bekanntlich aus dem Kalender gestrichen. Es gibt nur mehr Ruhetage, immer der 6. Tag. Leider musste ich schon viele ganz gute Gläubige treffen, die nichts mehr wissen von den Wochentagen, speciell vom Sonntage, besonders die Männer, die man fast nie in der Kirche sieht, auch wenn der Ruhetag auf den Sonntag fällt.
Von mir persönlich kann ich mitteilen, dass es mir ganz gut geht. Meine Gesundheit ist in gutem Stand, und dank dem H. Neffen leide ich keinen Hunger. Ereignisse gibt es immer wieder, die auf die Nerven wirken und auch ihre Spuren zurücklassen. So wurde mir am I. Juli die Wohnung gekündet [gekündigt] und nur eine Frist von Tagen gegeben. Da aber eine Wohnung unmöglich zu finden war, musste ich in einer Holzscheune vorlieb nehmen und gerade zur Regenzeit, so dass das Wasser von oben und unten und von den Seiten kam. So vergingen drei Wochen, und ich kann noch von Glück sprechen, dass ich eine Wohnung fand, die sogar viel besser ist als die frühere, und die Wirte viel anständigere Leute sind, als jene. Der hl. Antonius von Padua hat geholfen, ich habe fleißig zu ihm gebetet. Es war schwer, besonders weil gleich viel zu zahlen war. Es ist ein bisschen weit zur Kirche, etwa Minuten, halb auf der Trambahn. – Unsere Kirche wurde uns ja auch weggenommen. Früher waren wir zu nahe bei dem Regierungsgebäude, und das Kreuz wirkt ja auf gewisse Kreise, wie das rote Tuch auf gewisse Tiere. So wurde uns nahegelegt, in eine jüdische Synagoge, die schon früher geschlossen war, und in einem obscuren Winkel der Stadt liegt, überzusiedeln. Am 2. Januar hielt ich zum letzten Male hl. Messe in der alten Kirche und schloss mit „Grosser Gott, wir loben dich“, am 3. Januar celebrierte ich schon in der Synagoge. Wir sind aber jetzt ganz zufrieden, denn wir sind ganz allein im Hof und niemand stört uns. Es ist nur ein bisschen auf der Seite, und die Gläubigen, die von auswärts kommen, finden uns schlecht. Am I. November 1932 brachte eine Mutter ihren Knaben von 7 Jahren in die Kirche und bat ihn zum Messedienen zuzulassen. Ich schickte ihn an den Katafalk nach den Kerzen zu sehen. Aus diesem wurde später ein Lärm erhoben. Im Mai dieses Jahres stand ich vor dem Untersuchungsrichter, und man beschuldigte mich alles möglichen: ich teile Semel [Semmel] aus und Geld  a n  die Knaben, werbe Knaben zum Messedienen, habe noch andere Knaben in der Kirche; das sei strafbar nach par. I22 des Kriminalgesetzbuches, der lautet Religionsunterricht in den Schulen oder Staatlichen Anstalten wird mit Zwangsarbeiten bis zu einem Jahre bestraft. Als ich die Bemerkung machte, der par. [Paragraf] passe nicht für mein Vergehen, wurde mir gesagt: „Wir haben keinen anderen, wir werden diesen schon zu deuten wissen“. Am II. Juli sollte das Gericht sein, ein öffentliches, demonstratives, nicht im Gerichtssaal sondern im Klub; wurde verlegt auf den 14. Juli, dann wurde es dem Obergericht übergeben. Man wollte aus der Sache eine antireligiöse Demonstration machen, besann sich aber eines Besseren, denn es war gar nichts da. Am 26. August kam die Sache zum Verhör beim Volksgericht, und das Urteil lautete: „Da keine Beweise vorliegen, bleibt die Sache ohne Folgen“. Aber eine Warnung wurde mir gegeben, nicht wieder Semel [Semmeln] und Geld auszuteilen. Logik ist ja keine, man kann auch nicht verlangt werden, da mein Richter ein Mädchen von 23-25 Jahren war und ganz ungebildet zu sein scheint. Wie viele Aufregungen und Nerven hat es gekostet und schliesslich auch Ausgaben, da ich mir einen Verteidiger nehmen musste!  S o  wird uns das Leben bitter gemacht, nicht nur mir, sondern jedem anderen auch. Im Norden bei Saratow hat z.B. P. Herman eine offizielles Schreiben erhalten: „Wittmann den 30/V.33. Der Dorfrat von Witmann schreibt dir vor, du musst im Verlauf von 2 Stunden, dass du das Dorf reimen muhst, witrickensfalls mir adminsdradive Masregel ergreifa. Vorsitzender des Collectiv. Sekreder.“ In der Saratower Administratur sind 5 Priester aus der Verbannung zurückgekehrt, wurden aber aus der sogenannten Deutschen Republik ausgewiesen, so dass sie in verschiedenen Städten herumsitzen, auch bei uns leider nicht angestellt werden können. Es ist überhaupt fast unmöglich, jemanden auf eine andere Pfarrei zu versetzen. Bei uns ist Canonicus Neugum aus Odessa zurückgekommen. Er wollte seinerzeit über die Grenze fliehen, wurde aber ertappt und verschickt. Im Juli kam er wieder zurück und durfte wieder nach Odessa an seine frühere Stelle, was fast nie geschieht. Er hat kein Wort geschrieben oder angefragt weder bei mir noch Prälat Kruschinsky und auch jetzt versteht er es als selbstverständlich, kein Wort zu verlieren, sondern an seine Stelle zurückzukommen und den Kollegen, der ihn ersetzte, zu verdrängen. Ich bitte, seinen Berichten etwas skeptisch gegenüber zu stehen. Mit dem 8. Gebote steht er in keinen freundschaftlichen Beziehungen. – In letzter Zeit sind von zwei Priestern Anfragen ergangen, ob sie nicht auswandern dürften. Sie hatten einen Modus im Auge. Ich habe abschlägige Antwort gegeben. Im Zusammenhang damit möchte ich anfragen, wie ich mich bei solchen Gesuchen verhalten soll. Darf ich eine solche Erlaubnis erteilen, oder ist dem Gesuche abzusagen auch von solchen Priestern, die voraussichtlich nicht mehr angestellt werden können? Sollen  s i e  besser im Lande bleiben? Ich möchte auch bitten um die Vollmacht, im Falle der Not nur im Superpelicium ohne Kerzen, ohne Portatile, ohne Kelch Messe lesen zu dürfen, diese auch anderen erteilen zu dürfen. – Bitte um die Vollmacht, die Erlaubnis geben zu dürfen, für mehrere Stipendien eine hl. Messe zu lesen, bis zu 15 Rubel, da unser Rubel keinen Wert hat. – Bemerken möchte ich noch, dass der General-Konsul von Italien in Odessa hier am nötigen Ort vorsprach und es wurde mir die Erlaubnis erteilt, nach Kertsch zu fahren periodisch um die Italiener daselbst zu betreuen. – Haben Revendissimus die Ehesache erhalten die ich am 20 August auf die Post gegeben habe?
Ich bitte den Heiligen Vater um den Segen in diesem heiligen Jahre, das bei uns grösstenteils verkündigt ist, für mich, für alle Geistlichkeit und alle Gläubigen. Wir sind im Geiste vereint mit den vielen Rompilgern und knien mit ihnen zu seinen Füssen.
 
In aller Ehrfurcht zeichnet Eueren [Euern] Bischöflichen Gnaden gehorsamster und ergebener
(unterzeichn.) Alexander Frison
 
21 September 1933
Lymirensis

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Dokument Nr. 79

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Russia (1922-1935)
Pos. 664 II P.O.,
Fasc. 65,
Fol. 5r-5v

Datum: 20. Juli 1935
Verfasser: Päpstliche Kommission Pro Russia
Inhalt: Interner Vermerk: Die sowjetische Polizei hat im April und Mai 1935 zehn katholische Priester der Diözese Odessa verhaftet (deutsche Namen in italienischer Entsprechung). Weitere vier befinden sich seit 1933 in Haft. Alle wurden zu sieben, acht oder zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Die zwei noch freien Geistlichen Neugum und Reickert warten auf ihre Verhaftung.
A P P U N T O
 
La Polizia Sovietica ha di recente tratto in arresto i seguenti sacerdoti Cattolici della diocesi di Odessa officianti in villaggi circonvicini:
 
1) Monsignor Giuseppe Kruschkins in Speyer 25 aprile 1935
2) Don Teobaldo Kehler “  “ 20 aprile 1935
3) Don Raffaele Loran Sulz 20 aprile 1935
4) Don Antonio Hoffman Landau 20 aprile 1935
5) Don Giovanni Tauberger Karlsruhe 20 aprile 1935
6) Don Giuseppe Wolff Saltz maggio 1935
7) Don Giovanni Albert Kandel maggio 1935
8) Don Filippo Jaufmann Josefthal maggio 1935
9) Don Valentino Pechler Klein Libenthal maggio 1935
10) Don Kopp Strasburg maggio 1935
 
Già erano stati tratti in arresto nella diocesi di Odessa:
1)Don Cristiano Liskoin Nikolajevsettembre 1933
2)Don Schubert Parroco in Odessadicembre 1933
3)Don Giorgio Oborowskyin Wolkovdicembre 1933
4)Don Nicodemo Illyin Jeromejkadicembre 1933
 
In Odessa non vi sono più che due sacerdoti officianti: i Reverendi Giuseppe Neugum e Giovanni Reickert. Entrambi [si] attendono l’arresto.
Tutti i sacerdoti sopra elencati sono stati condannati a sette, otto e persino dieci anni di deportazioni ed inviati nei campi di concentramento del Nord. Se la Ghepeu [GPU] procedesse all’arresto degli ultimi sacerdoti superstiti le due chiese cattoliche di Odessa, ancora aperte al pubblico, dovrebbero essere chiuse.
Don Neugum, Parroco di Odessa ha espresso il desiderio che di quanto sopra le Autorità Ecclesiastiche Romane possano essere informate poiché i suddetti sacerdoti sperano che le Autorità stesse abbiano modo di venire in loro aiuto. Il loro arresto e la loro deportazioni sono stati effettuati da parte della polizia con la consueta brutalità.
 
Roma, 20 luglio 1935 – XIII

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Dokument Nr. 80

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935)
Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 95r

Datum: 24. September 1935
Verfasser: möglicherweise deutsches Konsulat Odessa
Empfänger: möglicherweise Auswärtiges Amt
Inhalt: In den deutschen Dörfern Baden und Sulz wurden die Kirchen geschlossen, nachdem die übermäßig hohen Geldauflagen von den katholischen Gläubigen nicht beglichen werden konnten (1935).
Abschrift
 
Odessa, den 24. September 1935.
 
In den katholischen deutschen Kolonien Baden und Sulz sind die Kirchen geschlossen worden. Hierbei ist nicht, wie in ähnlichen Fällen der letzten Zeit, ein entsprechender Beschluss der Bevölkerung erpresst, sondern das früher übliche Verfahren übermässiger Geldauflagen, und zwar in Höhe von 20–30.000.- Rubeln für angeblich nötige Reparaturen angewandt worden. Da die Gemeinden diese Beiträge natürlich nicht aufbringen können, sind die Kirchen geschlossen worden. Die Geistlichen, die sich noch in beiden Dörfern befinden, dürfen keine Amtshandlungen vornehmen.

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